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Fragenübersicht Wird dem Antiziganismus in unserer Gesellschaft zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt?
1 - 20 / 24 Meinungen+20Ende
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28.02.2021 12:11 Uhr
Ja, wird ihm, und das aus vielen, teils sehr unterschiedlichen Gründen.

Die öffentliche Wahrnehmung der NS-Verbrechen ist so stark auf Holocaust und Shoah konzentriert, daß die zigtausend anderen Opfer sehr deutlich sehr viel weniger präsent sind.

Zumindest in Deutschland wird seit mehreren Jahrzehnten versucht, die Sprache zu verändern, bis hin zu Fertiggerichten, ohne etwas an den Verhältnissen zu ändern.

Sehr vielen Menschen begegnen sie auf der Straße immer noch vornehmlich als "umherziehende Gauner", als Bettler, als Hütchenspieler usw.. Den ganz normalen Alltagssinto hingegen nimmt man kaum wahr.

Die "traditionelle Lebensweise der Zigeuner" ist auch heute noch nicht mit der Bürokratie und den Vorschriften der Behörden kompatibel.

Ähnlich wie Juden genießen sie bei vielen der Noch-nicht-so-lange-hier Lebenden kein hohes Ansehen, was in ihrem Fall aber weniger ideologisch begründet ist.
28.02.2021 12:18 Uhr
Zitat:


Zumindest in Deutschland wird seit mehreren Jahrzehnten versucht, die Sprache zu verändern, bis hin zu Fertiggerichten, ohne etwas an den Verhältnissen zu ändern.



Ganz haargenau!

28.02.2021 12:22 Uhr
Dieses Problem bewegt primär alte weiße Männer, die mit ihrem Leben nichts gescheites anzufangen wissen, als imaginäre Feindbilder zu zeichnen.

Wir haben indes bei unserem beinahe wöchentlichen Eintauchen in den Kulturkreis des Balkans noch keinen Zigeuner kennengelernt, der nicht Zigeuner genannt werden möchte.
28.02.2021 12:31 Uhr
Ja, Pannos,
auch ich kenne Zigeuner, die sich von Nicht-Zigeunern lieber Zigeuner nennen lassen.

Doch hat das nur sehr bedingt mit dem Thema dieser Umfrage zu tun, oder?

Und wenn Du Dir den Hintergrund durchgelesen hättest, wüsstest Du, daß es eben kein Thema von alten, weißen Männern ist.
28.02.2021 12:37 Uhr
Zitat:
auch ich kenne Zigeuner, die sich von Nicht-Zigeunern lieber Zigeuner nennen lassen.

Was immer wieder übersehen wird ist die Tatsache dass es mehr Gruppen als Sinti und Roma gibt.
Diese fühlen sich durch die Verkürzung auf Sinti und Roma tatsächlich benachteiligt, und nennen sich selbst auch Zigeuner.

Das ist ein Grundproblem vieler vermeintlicher Sprachkorrekturen.
Ähnlich ist z.B. bei den Inuit und Eskimos.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 28.02.2021 12:50 Uhr. Frühere Versionen ansehen
28.02.2021 12:46 Uhr
Zitat:
Was immer wider übersehen wird ist die Tatsache dass es mehr Gruppen als Sinti und Roma gibt.
Diese fühlen sich durch die Verkürzung auf Sinti und Roma tatsächlich benachteiligt, und nennen sich selbst auch Zigeuner.

Yepp!

Mir hat mal einer versucht, zu erklären, warum sie sich uns "Weißen" gegenüber kollektiv als "Zigeuner" bezeichnen und die Eigenbezeichnungen wie eben beispielsweise Sinti oder Roma nur "zigeunerintern" verwenden. Und er fluchte die ganze Zeit auf Romani Rose. (https://de.wikipedia.org/wiki/Romani_Rose)

Doch waren wir leider beide zu betrunken, als daß ich seine interessanten Ausführungen mehr als in den hier geschilderten Grundzügen verstanden hätte oder er mir seine Telefonnummer aufschreiben konnte. Scheiß Sliwowitz!
28.02.2021 12:57 Uhr
Es geht halt leider tatsächlich mehr um Sprachpolizei (die zum Beispiel den Hintergrund dieser Umfrage fast unlesbar macht) als um tatsächliche Lebensumstände. Inwieweit Einheimische oder Osteuropäer, die für Arbeit nach Deutschland kommen, noch von Diskriminierung betroffen sind, fällt mir schwer zu beurteilen. Hier sind viele gut integriert, aber ich lebe auch in einer Hochburg. Allerdings fallen die wenigen schwarzen Schafe leider besonders auf.

In Orten mit weniger Jenischen oder Manischen wird es vermutlich mehr Vorurteile und Diskriminierungen geben.
28.02.2021 13:01 Uhr
Zitat:
AmaroForo e.V.


das ist auch so eine Veranstaltung, die ohne die Kohle alter weißer Männer niemals stattfände und von der wohl 99,92% aller in der brd lebenden Zigeuner nie etwas gehört haben.
28.02.2021 13:03 Uhr
28.02.2021 13:04 Uhr
@Zantafio

Wenn halbwegs gebildet ist, dann weiß man sehr wohl, dass es zu einer Verfolgung der Zigeuner im 3. Reich kam.

Es gab in Auschwitz ein eigenes Zigeunerlager.

Zigeunerlager_Auschwitz

Und im weiteren Rahmen wurden die Verfolgungen hier rasch begonnen.

Zigeuner-Anhaltelager_Lackenbach

Das ist dem geneigten interessierten Menschen wohl seit den 80er Jahren bekannt. Zumindest hier in Österreich als es im Fernsehen thematisiert wurde. Lackenbach kenne ich aus Dokus, das Zigeunerlager Auschwitz aus Langbeins Dokumentation des Auschwitzer Prozesses. Erschienen ist das zum ersten Mal:1965.

Wer sich mit den NS-Verbrechen beschäftigt hat, der hat hier eine vielfältige Literatur. Diese beschäftigt sich über die Ärzteverbrechen, Shoah und Ermordung der Gruppe Zigeuner bis hin zu T4.

Die war durchaus in öffentlichen Bibliotheken Ende der 80er greifbar.

Wir haben übrigens auch noch einen Spielfilm der verstorbenen Karin Brandauer.

Zitat:
1990: Sidonie (nach der Erzählung Abschied von Sidonie)



28.02.2021 13:04 Uhr
Zitat:
das ist auch so eine Veranstaltung, die ohne die Kohle alter weißer Männer niemals stattfände und von der wohl 99,92% aller in der brd lebenden Zigeuner nie etwas gehört haben.


Ein erster Blick lässt in mir sogar die Sorge wachsen, dass es sich eher um ein Erziehungsprojekt handelt als um ein Projekt von Zigeunern.
28.02.2021 13:06 Uhr
Die Gruppe selbst wird wohl durchaus mit Vorurteilen noch zu kämpfen haben, das lässt sich wohl nicht abstreiten.

Der Spruch "Räumt die Wäsche weg, die Zigeuner kommen" ist wohl heute noch im deutschsprachigen Raum nicht unbekannt.
28.02.2021 13:36 Uhr
@ Denunziata

Almählich nervt es! Warum gehst Du nicht auf das ein, was ich tatsächlich geschrieben habe, statt auf das, was Du "gelesen" oder verstanden hast?

Ich schrieb von der "öffentlichen Wahrnehmung", nicht von der politischen Bildung oder der öffentlichen Information.
28.02.2021 13:39 Uhr
Zitat:
Zitat:
Zumindest in Deutschland wird seit mehreren Jahrzehnten versucht, die Sprache zu verändern, bis hin zu Fertiggerichten, ohne etwas an den Verhältnissen zu ändern.



Ganz haargenau!



Genau am Problem vorbei. Wer die Diskussion über "Zigeunerschnitzel" & Co. ins Lächerliche zieht, hat die Wurzel des Diskriminierungsproblems nicht verstanden.

28.02.2021 13:50 Uhr
Zitat:


Genau am Problem vorbei. Wer die Diskussion über "Zigeunerschnitzel" & Co. ins Lächerliche zieht, hat die Wurzel des Diskriminierungsproblems nicht verstanden.



Ja, dann beschäftige dich weiter mit Sprachveränderungen. Ist schön bequem, weil man ja sagen kann, dass man unglaubliches geleistet hat.

Nur geändert hat sich so gar nichts.
28.02.2021 14:08 Uhr
Zitat:
Genau am Problem vorbei. Wer die Diskussion über "Zigeunerschnitzel" & Co. ins Lächerliche zieht, hat die Wurzel des Diskriminierungsproblems nicht verstanden.

Ja, klar, Roter Stern, Menschen, die sich in ihrem Aussehen, in ihrer Kleidung, in ihren Sitten und Gebräuchen von der ansässigen Bevölkerung unterscheiden, werden nur aufgrund ihrer Bezeichnung diskriminiert. Daß wir da nicht alleine drauf gekommen sind. Wir dachten immer, das läge beispielsweise eher daran, daß sich sich nicht so leicht bürokratisch erfassen ließen und daß man sie als "anders" empfand. Wie dumm von uns.
28.02.2021 16:13 Uhr
Bei mir im Dorf spielt man noch immer “Hau den Zigeuner”. Ist es bei Euch auch der Fall?
28.02.2021 16:34 Uhr
Zitat:
Zitat:
Was immer wider übersehen wird ist die Tatsache dass es mehr Gruppen als Sinti und Roma gibt.
Diese fühlen sich durch die Verkürzung auf Sinti und Roma tatsächlich benachteiligt, und nennen sich selbst auch Zigeuner.

Yepp!

Mir hat mal einer versucht, zu erklären, warum sie sich uns "Weißen" gegenüber kollektiv als "Zigeuner" bezeichnen und die Eigenbezeichnungen wie eben beispielsweise Sinti oder Roma nur "zigeunerintern" verwenden. Und er fluchte die ganze Zeit auf Romani Rose. (https://de.wikipedia.org/wiki/Romani_Rose)

Doch waren wir leider beide zu betrunken, als daß ich seine interessanten Ausführungen mehr als in den hier geschilderten Grundzügen verstanden hätte oder er mir seine Telefonnummer aufschreiben konnte. Scheiß Sliwowitz!


Wie ich schon ein paar Mal angedeutet hatte, im sojetischen Geheimdienst gab es Spione, die sich unter die hohen Nazifunktionäre mischten, um an die Frontpläne zu kommen, denn wenn die besoffen waren haben viel freier geredet. Leopold Trepper erzählte davon wie er bei solchen Abenden einen Trick hatte um lange nüchtern zu bleiben, da man sich nichts aufschreiben konnte und versuchen musste die Informationen im Kopf zu behalten. Entweder er hat sich ein, zwei Löffel Butter in den Mund gesteckt oder er hat ein Stück Speck mitgenommen, da das Fett den Alkohol aufsaugt. Nur so als Tipp.
28.02.2021 16:43 Uhr
Zitat:
Bei mir im Dorf spielt man noch immer “Hau den Zigeuner”. Ist es bei Euch auch der Fall?


Ich denke du lebst in Südamerika? Zumindest wurde das im Chat erwähnt.
28.02.2021 16:57 Uhr
Zitat:
Zitat:
Bei mir im Dorf spielt man noch immer “Hau den Zigeuner”. Ist es bei Euch auch der Fall?


Ich denke du lebst in Südamerika? Zumindest wurde das im Chat erwähnt.


Nicht mehr. Jetzt wohne ich in den U S and A.

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