Chat-Transkript vom 20.05.2003

Christel Fiebiger, PDS-Agrarpolitikerin im EU-Parlament

Thema: Agrarpolitik der EU und Osterweiterung

: McFly_(lpp) hat den Raum betreten
: McFly_(lpp) hat den Raum verlassen
: Arne_(SII) hat den Raum betreten
Arne_(SII): test
: Moderator hat den Raum betreten
Moderator: Nabend.
: BrennerAJP hat den Raum betreten
: BrennerAJP hat den Raum verlassen
: BrennerAJP hat den Raum verlassen
: BrennerAJP hat den Raum betreten
BrennerAJP: icke lese nur mitte
Arne_(SII): nabend
Arne_(SII): oliver? andreas?
Moderator: Dr.Färber?
BrennerAJP: es ist Dr.Färeber
Arne_(SII): fehlt nur noch der gast. ich geh mal noch eine rauchen und dann zur not telefonieren
BrennerAJP: test
Moderator: test
Moderator: tset
Moderator: gleich gehts los
Arne_(SII): mom
Moderator: so, guten Abend Community. Mein Name ist Dr.Färber, bin hier RL/Marketingminister und werde den heutigen Chat moderieren. Der Gast ist derzeit noch nicht da, aber was nicht ist, kann ja noch werden ;-)
: Christel_Fiebiger hat den Raum betreten
Moderator: ah, da ist sie ja, guten Abend Frau Fiebiger ;-)
Moderator: Arne aus der SII ist als Organisator heute auch anwesend. Stellen Sie, Frau Fiebiger, sich doch bitte kurz vor.
Arne_(SII): Nee, das ist sie noch nicht. Sie wird noch im EU-parlament aufgehalten
Arne_(SII): hab grad mit brüssel telefoniert
Moderator: wer ist es denn dann?
Arne_(SII): wir müssen vielleicht noch ein viertelstündchen warten.
Arne_(SII): ihre büro-mitarbeiterin ist das ;-)
Moderator: alles klar, dann stell du dich doch bitte der Community vor, Arne und vielleicht kannst Du ja schon ein, zwei Sätze zum heutigen Chat sagen, was Frau Fiebiger im EU-Parlament macht o.ä. ;-)
Christel_Fiebiger: Seit 1990 bin ich für die PDS in der Politik. Bis 1998 im Landtag Brandenburg. Dort war ich zugleich Vorsitzende des Agraraussschusses des Landtages. Seit 1998 bin ich im Europaparlament. Parallel zu meiner politischen Arbeit habe ich bis 2002 eine Agrargenossenschaft im Land Brandenburg geleitet. Ich bin von Kind auf mit der Landwirtschaft vertraut. Meine Eltern hatten durch die Bodenreform 1945 eine Neubauernstelle bekommen. Dort habe ich schon als Kind mitgeholfen. Ich habe Landwirtschaft studiert und war in meinem ganzen späteren Leben in leitenden Funktionen der Landwirtschaft tätig.
Arne_(SII): ja, also ich muss mich doch wohl kaum noch vorstellen, mich kennt ihr doch. also ich bin immer noch (derzeit einfaches) mitglied der PDS in kiel.
Moderator: da noch keine Fragen gestellt wurden seitens der Community, kannst du ja vielleicht, wenn du Fragen hast, schon welche stellen, Arne ;-)
Arne_(SII): wie steht die PDS zur EU-argrarreform?
Christel_Fiebiger: Im Europaparlament bin ich ordentliches Mitglied im Ausschuss für Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung und stellvertretendes Mitglied im Umweltausschuss.
Moderator: Frage von CHG@ an Christel Fiebiger:    "Wer ist denn der Moderator ?"
Moderator: Dr.Färber.
Arne_(SII): @CHG dr.färber
Moderator: Frage von CHG@ an Christel Fiebiger:    "Sollte man die PDS verbieten ?"
Moderator: chg: wieso sollte man dies? Begründung?
Moderator: Frage von CHG@ an Christel Fiebiger:    "Damit ich nicht jedesmal den Kopf schütteln muß wenn ich den Unsinn höre oder lese den die PDS so von sich gibt"
Moderator: Aha, das muss natürlich nicht beantwortet werden ;-)
Arne_(SII): @dr. färber, könnstest du bitte nur sachbezogene fragen durchlassen? bitte!
Moderator: Meinungsfreiheit gilt für alle Gruppen, glaube ich.
Moderator: arne: ja, aber da wäre ein Problem.
Arne_(SII): @moderator: nein, das ist immer so.
Moderator: schreibe ich dir per mail.
Moderator: Aber ich hätte eine Frage, die die Subventionen diverser Länder in der EU betrifft, z.B. Frankreich, halten Sie diese für zeitgemäß?
Christel_Fiebiger: Die PDS hat bereits in ihrem Europawahlprogramm aus dem Jahre 1999 ausgesagt, dass eine Neuorientierung der Agrarpolitik erforderlich ist. Das, was jedoch jetzt durch die EU-Kommission vorgelegt wurde, ist nicht die Reform, die die PDS will. Denn sie dient der Fortsetzung des 1992 begonnenen Kurses auf Teilhabe an der Liberalisierung der Weltmärkte. In diesem Prozess sind viele Arbeitsplätze in der Landwirtschaft der EU verloren gegangen, auch den Entwicklungsländern hat die Liberalisierung wenig gebracht. Vielmehr haben die Industriestaaten ihre subventionierten Überschüsse an Getreide und anderen Erzeugnissen zu Dumpingpreisen in die Entwicklungsländer exportiert und damit traditionelle Produktion und viele Kleinbauern "totgemacht". Die PDS will deshalb eine Agrarreform, die zwar nicht auf Autarkie setzt, aber auch nicht auf die totale Liberalisierung. Auch aus ökologischen Gründen ist die Bewirtschaftung aller Standorte sinnvoll, und aus sozialen erst recht. Die PDS will, dass jede ländliche Region mit ihren kulturellen Eigenheiten erhalten wird. Und dazu bedarf es Bauern.
Arne_(SII): inwiefern ist das mehrheitsfähig? welche anderen europäischen politischen kräfte sehen das auch so?
Christel_Fiebiger: Die Subventionen in der EU, aber auch in allen anderen entwickelten Industriestaaten sind notwendig, aber nicht zeitgemäss. Notwendig, weil weder der französische noch der deutsche Bauer ohne Subventionen mit den Landwirten in Neuseeland oder den USA konkurrieren könnte. Fakt ist, dass die Kosten der europäischen Agrarproduktion über den Kosten in den genannten anderen Ländern und auf dem Weltmarkt liegen. Ein Grund ist, dass die EU eine Agrarstruktur hat, die von Kleinbetrieben geprägt wird. Subventionen sind also weiterhin nötig, allerdings nicht um Überproduktionen zu fördern, sondern Umweltleistungen zu honorieren, Qualitätsproduktion etc.
Moderator: Zur Info: hier geht es nicht um EU-Agrarpolitik und Osterweiterung der EU
Moderator: Frage von Jo_2521 an Christel Fiebiger:    "Durch die Subventionierung entstehen zuviel Nahrungsmittel, die dann mit Dumpingpreisen in die Entwicklungsländer exportiert werden, aber gleichzeitig sollen Subventionen vergeben werden?"
Christel_Fiebiger: Wir wollen keine Subventionen für Überproduktionen, sondern Subentionen als Einkommensbeihilfen für die Landwirte, die jedoch an Leistung, für die es keinen Markt gibt, wie z.B. Schutz des Oberflächen- und Grundwassers, Erhalt der Artenvielfalt und Pflege der Kulturlandschaft ausgegeben werden.
Moderator: Frage von cycokan an Christel Fiebiger:    "Müssen die Agrarsubventionen nicht aus zweierlei Gründen runter?`1. Weils Geld zur Zeit halt überall fehlt und 2. Besser jetzt, bevor das alles in Polen landet?"
Moderator: Und noch einmal: Hier geht es nicht um irgendwelche DDR-Witze oder um Scherze, wo ein PDSler irgendwo liegt. Es wäre wirklich sehr nett, wenn Fragen zu den angegebenen Themen gestellt würden ;-)
Arne_(SII): @moderator, reicht doch, wenn du die fragen filterst. denk an das protokoll nachher ;-)
Christel_Fiebiger: Die Position der PDS sind nicht mehrheitsfähig. Wäre das der Fall, wären wir eine Mehrheitspartei. Allerdings gibt es eine Reihe Schnittstellen, bei denen ähnliche oder gleichlautende Ansichten bei den Grünen und auch bei der SPD bestehen. Das Gleiche gilt für ausserparlamentarische Bewegungen, z.B. BUND, Nabu und zum Teil auch mit dem Bauernverband.
Christel_Fiebiger: Die Agrarsubventionen werden im nächsten Jahrzehnt mit Sicherheit einen weitaus geringeren Anteil am EU-Haushalt einnehmen als heute. Dafür werden die Subventionen für die Strukturpolitik wachsen. Tatsächlich bestehen jedoch keine Bedingungen für eine absolute Reduzierung der Subventionen, denn das hiesse, die Bauern (die bereits heute unterdurchschnittliche Einkommen haben) ins Abseits zu drängen. Und was Polen betrifft, bin ich für unbedingte Gleichberechtigung und Gleichbehandlung.
Arne_(SII): worin besteht denn der vorteil "für uns", wenn polen und die anderen osteuropäischen staaten in die EU aufgenommen werden?
Moderator: Frage von vegetarier an Christel Fiebiger:    "Wie sieht es denn mit den Subventionen für Lebentiertransporte aus? Aus meiner Sicht unhaltbar - macht die PDS im EP etwas dagegen?"
Christel_Fiebiger: Mit den 10 Beitrittsländern vergrössert sich der EU-Binnenmarkt um rund 150 Mio. neue Verbraucher. Damit eröffnen sich für Unternehmen in der bisherigen EU neue Absatzchancen. Die Nutzniesser sind in erster Linie die grossen Konzerne. Für den Landwirt wird der Markt breiter gestreut. Das hat Chancen und Risiken.
Christel_Fiebiger: Die Beteiligung der PDS an Entschliessungsanträgen in dieser Richtung, um die Kommission aufzufordern, den kriminellen Machenschaften ein Ende zu bereiten, wird vielseitig genutzt. Ich selbst arbeite in der Intergroup Tierschutz.
Moderator: Frage von MINOS an Christel Fiebiger:    "Sehen sie keinen Widerspruch im Abbau der Agrarsubventionen, der Freigabe des Marktes auch für landwirtschaftliche Produkte aus der dritten Welt (z.b. AKP-Staaten) und der dadurch verursachten Vernichtung bäuerlicher Existenzen, die aufgrund der niedrigen Preise für Agrarerzeugnisse vor dem wirtschaftlichen Ruin stehen? Muss es nicht aufgabe der CAP sein, diese europäischen Arbeitsplätze zu sichern und unabhängig von Agrarimporten zu sein?"
Arne_(SII): CAP?
Christel_Fiebiger: Die Ursachen für die Probleme der Dritten Welt liegen nicht ausschliesslich in den Agrarsubventionen. Deshalb unterstützen wir die Initiative des Parlaments für die Dritte Welt "Alles ausser Waffen".
Moderator: Frage von MINOS an Christel Fiebiger:    "Glauben Sie wirklich, dass die Erweiterung Chancen für unsere Bauern bietet, obwohl diese jetzt schon weit über dem Weltmarktpreis produzieren müssen um finanziell zu überleben? Die Agrarproduktion ist in Europa wesentlich teuer als in der dritten Welt und Dumping von Agrarprodukten (Cash-Crops) auf dem europäischen Markt verbessert die Nahrungsmittelversorgung in der dritten Welt auch nicht."
Christel_Fiebiger: Unsere Bauern werden auf dem grösseren europäischen Binnenmarkt grössere Chancen haben. Gegen den Dumping von Agrarprodukten habe ich mich bereits ausgesprochen. Deshalb lehnen wir Subventionen ab, die die Überproduktion ankurbeln, und setzen uns für den Abbau von Exportstützungen ein.
Moderator: Frage von MINOS an Christel Fiebiger:    "Ist die Gefahr der Marktöffnung für Agrarprodukte aus der dritten Welt nicht die, dass diese Staaten für Devisen ihre Agrarproduktion aus Cashcrops umstellen und damit die versorgung der eigenen Bevölkerung gefährden? Wie will die EU und insbesondere die PDS auf diese wirtschaftliche Entwicklung reagieren?"
Christel_Fiebiger: Die Gefahr besteht durchaus. Deshalb tritt die PDS dafür ein, dass in den Ländern der Dritten Welt der Grundsatz, dass jedes Land in der Lage sein muss, sich selbst zu ernähren, durchgesetzt wird und dafür die finanziellen Mittel der EU-Staaten ensprechend den entfassten Beschlüssen auch tatsächlich eingesetzt werden. (Derzeit werden nur 4 von 15 Staaten ihren Verpflichtungen gerecht.) Wir unterstützen zugleich die Bewegungen für Landreformen und Entschuldungsprogramme.
Moderator: Aber mal zur Osterweiterung der EU: Dort ist ja doch ein deutlicher Abstand der BIPs und auch z.T. höhere Schulden zu sehen, in den Ländern, die im nächsten Jahr hinzukommen. Für welchen Weg ist die PDS? Schnelle Angleichung und damit auch weitere Stagnation / Rezession in der BRD oder eine gleichmäßige Angleichung der Standards?
Moderator: Frage von SteDiBe an Christel Fiebiger:    "Wie wollen Sie diesen Grundsatz in Ländern wie z.B. Saudi-Arabien durchsetzen? Dort herrscht ja bekanntlich Mangel an genügend fruchtbarem Land"
Christel_Fiebiger: Tatsache ist, dass in der EU der 15 ebenfalls sehr grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Mitgliedsstaaten beim BIP bestehen. Zum Beispiel zwischen Griechenland, Portugal einerseits und Deutschland, Schweden andererseits. Die Überwindung dieser Unterschiede ist ein langer, jahrzehntewährender Prozess. Die Unterschiede sind nach wie vor gross trotz Programmen für die Kohäsionspolitik. Was die Osterweiterung betrifft, sagt die Kommission, dass es um den gemeinsamen Binnenmarkt geht, deshalb haben die Beitrittsländer den Besitzstand der EU angenommen. Die Verträge zwischen EU und Beitrittsländern enthalten teilweise Übergangsfristen für Standards.
Christel_Fiebiger: Sie haben Recht. Nicht jedes Land ist von der Natur in gleicher Weise bedacht. Deshalb bleibt der Grundsatz, dass jedes Land - was die natürlichen Bedingungen dafür besitzt - auch die Ernährungssouveränität besitzen muss. Zu Saudi-Arabien: Ausnahmen bestätigen die Regel. Saudi-Arabiens Reichtum ist Erdöl. Vernünftig eingesetzt, kann sich das Land mit dem Exporterlös Nahrungsgüter in ausreichender Menge beschaffen.
Moderator: Frage von Mickos an Christel Fiebiger:    "Wenn so viel Wert auf Eigenständigkeit der Staaten der dritten Welt gelegt wird - warum halten wir sie mit den unzähligen Millionen an Entwicklungshilfe immer noch an der Nabelschnur der Industriestaaten?"
Christel_Fiebiger: Hierfür gibt es 2 Gründe: 1. ein historischer, da die Entwicklungsländer bis heute unter den Folgen von Jahrhunderten Kolonialismus leiden. 2. Weil es in der Periode nach dem Kolonialismus bis heute faktisch Neokolonialismus gibt. Die Arbeitsteilung in dieser zunehmend globalisierten Welt ist eine äusserst ungerechte. Die Profiteure der Globalisierung sind die Industriestaaten des Nordens, und da wiederum die grossen internationalen Konzerne. Unser Eintreten für mehr Eigenständigkeit der Entwicklungsländer verstehen wir als einen Prozess ihrer Stärkung im Rahmen der internationalen Arbeitsteilung.
Arne_(SII): @moderator, gibt es weitere fragen aus der community?
Moderator: Frage von MINOS an Christel Fiebiger:    "Faru Fieber, wie will die EU diesen Grundsatz durchsetzen. Die EU hat weder das politische Recht noch die Möglichkeit der dritten Welt vorzuschreiben sich selbst zu versorgen anstatt Cash-Crops anzubauen. Ist dies nicht eine Art des neuen Imperialismus der mit 'Hilfsgeldern' durchgesetzt wird?"
Christel_Fiebiger: Die Frage der Ernährungssouveränität ist weder eine Erfindung der EU, noch der PDS, sondern ein Beschluss des Welternährungsgipfels der UNO. Es geht also nicht darum, irgendeinem Land etwas vorschreiben zu wollen, sondern die Länder, die dieses Recht für sich in Anspruch nehmen wollen, aber ökonomisch schwach sind, zu unterstützen. Und hierbei muss auch die Entwicklungshilfe einen Beitrag leisten. Zum Beispiel, indem Projekte für die Wiederbelebung traditioneller Agrarproduktion finanziell und technisch unterstützt werden. Das weitaus grössere Problem ist, dass die Dumpingexporte aus der EU, den USA und den Ländern der CAIRNS-Gruppe besonders in Schwarzafrika die einheimische Produktion niederkonkurriert haben. Deshalb setzen wir uns für Reformen ein, die keine künstlichen Agrarweltmärkte beibehalten, sondern reale Weltmärkte schrittweise schaffen.
Moderator: hast du vielleicht eine Frage, Arne?
Arne_(SII): ja, moment
Arne_(SII): welche chancen bietet die osterweiterung für den aufbau ost in deutschland selber?
Christel_Fiebiger: Durch die Osterweiterung rückt Ostdeutschland in das Zentrum der EU (keine Randlage mehr). Daraus können sich Chancen eröffnen, vorausgesetzt, die grossen westdeutschen Konzerne betrachten Ostdeutschland nicht nur als Transitland Richtung Polen und Tschechien. Die Bildungschancen und die Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung können inhaltsreicher werden. Das setzt natürlich echte (Städte-)Partnerschaft voraus.
Arne_(SII): und welche grenzüberschreitenden projekte unterstützt die PDS dabei?
Christel_Fiebiger: Wir unterstützen Projekte im ökologischen Landbau, indem wir die Partner miteinander bekannt machen. Und die PDS begleitet in Eigeninitiative bzw. in Mitverantwortung von Initiativen Bildungsveranstaltungen mit meinem Schwerpunkt Agrarpolitik/Ländliche Entwicklung. Unter besonderer Berücksichtigung der Umstrukturierung der genossenschaftlichen Strukturen in Ostdeutschland.
Moderator: Frage von MINOS an Christel Fiebiger:    "Wie sehen Sie dabei Projekte der Wohlfahrtspflege? Gerade bei Krankenhäusern und anderen sozialen Einrichtungen bräuchte man Fördermittel da dies keine Profitorientierten Betriebe sind (z.B. diakonische Einrichtungen)"
Christel_Fiebiger: Aus persönlichen Erfahrungen (Krankenpflege meiner Schwiegermutter, 81 Jahre) werden wir alles unternehmen, dass die öffentlichen Träger die Finanzierung dieser Einrichtungen sichern.
Moderator: Frage von Volley an Christel Fiebiger:    "Wie stehen Sie zu dem aktuellen "Verfassungskonvent" der EU?"
Christel_Fiebiger: Die inhaltliche Arbeit im Europäischen Parlament zum Verfassungskonvent ist zwar strittig, aber wir verwehren uns dagegen, dass der Chef des Konvents in eigener Autoriät, ohne Mitbestimmungsverfahren des Auschusses seinen Bericht verfasst.
Moderator: Frage von MINOS an Christel Fiebiger:    "Wie sehen Sie die politische Einflussnahme auf die dritte Welt. Wir fordern Gleichberechtigung der Frau, Demokratie, Menschenrechte jedoch kann man auch der meinung sein, das wir unser gesellschaftliches und politisches System diesen Staaten aufzwingen wollen, was nicht viel anders wäre als der Imperialismus des 19 Jhdt bzw. die Missionierung der christlichen Kriche in Afrika und Amerika?"
Arne_(SII): @moderator, bin mal 5 minuten verhindert, also halte die stellung ;-)
Moderator: klar ;-)
Moderator: Frage von M@xx an Christel Fiebiger:    "Wenn Sie zum Verfassungskonvent diese Meinung haben, wie stehen Sie dann zur Vergabe des Karlspreises an Valéry Giscard d'Estaing?"
Christel_Fiebiger: Ich stimme Ihnen zu, dass die Vorstellung der westlichen Demokratie nicht der Non plus ultra sein darf. Ich bin klar für den Pluralismus der Kulturen. Allerdings halte ich Menschenrechte für unteilbar und lehne Diktaturen in dieser Richtung ab.
Christel_Fiebiger: Danke für die Frage nach der Preisvergabe. Ich persönlich habe ihn nicht vergeben.
Moderator: Wie stehen Sie denn zum möglichen Beitritt der Türkei, der ja doch aufgrund menschenrechtlicher Fragen bedenklich scheint?
Christel_Fiebiger: Ich stimme den Forderungen der Menschenrechtsgruppen in der Türkei zu, die die EU auffordern, die Beitrittsverhandlungen fortzuführen, um auf diesem Weg ihre Forderungen nach mehr Menschenrechten, Freiheit und Demokratie umzusetzen. Ich bin der Ansicht, dass das derzeitige Verbot politischer Parteien rückgängig zu machen ist. Mit der Türkei nicht zu verhandeln, würde diese isolieren und die Menschenrechtssituation verschärfen.
Moderator: wie kann man die ohnehin schlechte Situation für deutsche Spediteure nach der Osterweiterung zumindest nicht schlechter machen?
Christel_Fiebiger: Da bin ich zur Zeit überfragt.
Arne_(SII): wie sieht es mit der zypern-problematik aus? muss die türkei da nicht eh gewaltig zurück rudern?
Christel_Fiebiger: Ja unNoch ist das Problem nicht gelöst. Bekanntlich konnten sich beide Teilstaaten nicht einigen. Auch der UNO-Generalsekretär erreichte nichts. Tatsächlich ist es die Türkei, die sich bewegen muss. Wie schnell sie das tut, weiss ich auch nicht. Aber sie wird es tun.
Moderator: sicher?
Christel_Fiebiger: Sicher.
Arne_(SII): kommen wir zur europawahl. wie sicher sind die chancen der PDS 2004 wieder ins EU-parlament einzuziehen? lothar bisky spricht gerade im paralellchat auf www.pds-online.de von der besonderen ost-kompetenz der PDS bezüglich der osterweiterung. wie kann man das vermitteln?
Arne_(SII): @moederator, sind wir eigentlich z.Z. die einzigen fragesteller?
Moderator: ja.
Moderator: nach der Beantwortung hätte ich gerne von Ihnen ein Resümee der Arbeit der PDS im EU-Parlament bis jetzt, was sie vor hat, und speziell was Sie ändern möchten in der europäischen Landwirtschaft, vielleicht können Sie auch sagen, womit die PDS nächstes Jahr in den Wahlkampf geht.
Moderator: also mit welchem Leitspruch quasi, wenn dies feststünde.
Christel_Fiebiger: Ich bin der Meinung, dass die PDS im Juli 2004 bie den Europawahlen gute Chancen hat. Da es meine feste Überzeugung ist, dass der Sonderparteitag der PDS den Bürgern in Deutschland zeigt, dass Links wählen gut ist. Unsere besondere Ostkompetenz besteht darin, dass wir Erfahrung mit 2 unterschiedlichen Systemen haben. Das betrifft auch die Mehrzahl der Beitrittsländer. Unser Vorteil gegenüber diesen besteht darin, dass wir ab 1990 den Transformationsprozess in die EU-Wirtschaft erlebt haben. Diese Erfahrung können und wollen wir an die künftigen Mitgliedstaaten vermitteln. Wir haben die Erfahrung, dass die Wahrung der eigenen Identität eine Seite der Integration ist.
Arne_(SII): kandidierst du selber wieder?
Christel_Fiebiger: Mein Leitspruch: Die PDS muss im Europäischen Parlament bleiben, weil ohne die PDS niemand mehr ein soziales Europa fördert. Am Europa-Wahlprogramm wird derzeit gearbeitet. Für ein Resümee der Arbeit ist hier kein Platz. Ausführliche Informationen findet man unter www.christel-fiebiger.de
Christel_Fiebiger: Ja, ich kandidiere! Wählst du mich?
Moderator: Ok, dann möchte ich mich bei Frau Fiebiger für das Kommen bedanken, bei Arne für die Organisation und bei der Community für das Zuschauen und für das Fragestellen. Schönen Abend noch ;-)
Arne_(SII): klar, wenn ich dich hier in schleswig-holstein ankreuzen kann. sonst "nur" meine (unsere) partei ;-)
Arne_(SII): schon schluss?
Arne_(SII): also ich danke auch für die vielen fachfragen und vorallem fachantworten ;-)
Arne_(SII): das protokoll wird ja hoffentlich bald veröffentlicht werden