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Fragenübersicht Was steckt eurer Meinung nach hinter dem allzeit zitierten „Fachkräftemangel“? Reale Sorgen? Oder nur Panikmache?
1 - 20 / 67 Meinungen+20Ende
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07.04.2024 10:05 Uhr
Natürlich reale Sorgen. Der Fachkräftemangel ist eine Tatsache und behindert die Wirtschaft in vielen Branchen. Zudem erschwert es die Zukunftsplanung und befördert Abwanderungsgedanken ins Ausland.
07.04.2024 10:30 Uhr
Wer nicht ausbilden will, dem werden die Fachkräfte fehlen. Eigentlich eine logische Sache und leicht erklärlich.
07.04.2024 10:31 Uhr
Ich hatte den Fachkräftemangel auch immer für Gerede gehalten. Solange es noch Arbeitslosigkeit in diesem Ausmaß gibt.

Es hab aber in den vergangenen 4 Jahren sehr viele Fehlentwicklungen gegeben, die unser System aus den Fugen geraten lassen. Mit Corona angefangen, wo offenbar doch recht viele ihre Stelle im Pflegebereich und bei medizinischen Berufen gekündigt haben und damit die schon vorher angespannte Lage eskaliert haben. Ich frage mich eigentlich, was diese ganzen Leute heute tun (sind die ausgewandert?).
Dazu hat sich durch die Inflation der Anreiz zur Arbeit zum Negativen verschoben, da zwar das Bürgergeld, nicht aber die Gehälter einen vollständigen Inflationsausgleich erhalten haben. Gerade bei qualifizierter Arbeit macht es sich deutlich. Während das Bürgergeld und auch der Mindestlohn seine 20% Erhöhung erhalten haben, um die Inflation auszugleichen, fand bei den mittleren Gehältern in aller Regel eine derartige Erhöhung nicht ansatzweise statt. Ganz unheilvolles Signal an die Arbeitnehmer, Weiterqualifizieren lohnt sich nicht mehr.
Dazu ist durch die ausgehenden 2010er Jahre die deutsche Wirtschaft einfach zu heiß gelaufen, dh über ihre Beschäftigungs- und Absatzmöglichkeiten gewachsen. Das sind dann konjunkturelle Schwankungen.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 07.04.2024 10:32 Uhr. Frühere Versionen ansehen
07.04.2024 10:56 Uhr
Zitat:
Wer nicht ausbilden will, dem werden die Fachkräfte fehlen. Eigentlich eine logische Sache und leicht erklärlich.


Ach so einfach ist das? Das mag für manche Unternehmen gelten, das ist aber keinesfalls die Hauptursache für den Mangel. Stattdessen ist die Bewerberstruktur junger Menschen inzwischen dergestalt, dass für bestimmte Ausbildungsgänge nicht genug Menschen zur Verfügung stehen.
07.04.2024 11:01 Uhr
Wenn man die Diskussion über den Fachkräftemangel mal aus dem Blickwinkel des Angebotes und der Nachfrage betrachtet, kommen einem da schon Zweifel an dem realen Problem des Fachkräftemangels.

Wenn eine Ware knapp wird und die Nachfrage dieser Ware steigt, steigt doch auch der Preis für diese Ware.
Übertragen wir mal das auf die Fachkräfte.
Die Nachfrage nach Fachkräften steigt stetig, während das Angebot an Fachkräften abnimmt.
Demzufolge müsste doch der Preis für die Fachkräfte(also die Gehälter) steigen.
07.04.2024 11:08 Uhr
Zitat:
Wer nicht ausbilden will, dem werden die Fachkräfte fehlen. Eigentlich eine logische Sache und leicht erklärlich.


Na ganz so leicht ist es ja nun auch wieder nicht.

Sicherlich trifft dies teilweise zu, dass die Unternehmen es selbst in der Hand haben, sich die Fachkräfte selber auszubilden, anstatt immer zu über fehlende Fachkräfte zu jammern.
Auf der anderen Seite müssen aber auch die Ausbildungsbedingungen und anschließenden Arbeitsbedingungen passen, um überhaupt Leute von ihrer Coach in die Betriebe zu bekommen.
Wo wir wieder bei dem Thema Angebot und Nachfrage wären.
07.04.2024 11:13 Uhr
Ein weiteres Problem ist natürlich die Abwanderung von Fachkräften ins Ausland. Das hat nicht immer etwas mit dem Einkommen zu tun. Viele betrachten das berufliche Gesamtpaket. Gestaltung der Arbeitszeit, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, usw.

07.04.2024 11:18 Uhr
Es ist doch Volkswirtschaftlich als Desaster zu betrachten viel Geld in die Ausbildung der Fachkräfte zu stecken und diese dann ausgebildet und hochqualifiziert ins Ausland abwandern zu lassen, weil man der Fachkraft die Arbeitsbedingungen nicht bieten kann.
07.04.2024 11:24 Uhr
Künstlich herbeigeführt.
07.04.2024 11:27 Uhr
Zitat:
Ich hatte den Fachkräftemangel auch immer für Gerede gehalten. Solange es noch Arbeitslosigkeit in diesem Ausmaß gibt.

Es hab aber in den vergangenen 4 Jahren sehr viele Fehlentwicklungen gegeben, die unser System aus den Fugen geraten lassen. Mit Corona angefangen, wo offenbar doch recht viele ihre Stelle im Pflegebereich und bei medizinischen Berufen gekündigt haben und damit die schon vorher angespannte Lage eskaliert haben. Ich frage mich eigentlich, was diese ganzen Leute heute tun (sind die ausgewandert?).
Dazu hat sich durch die Inflation der Anreiz zur Arbeit zum Negativen verschoben, da zwar das Bürgergeld, nicht aber die Gehälter einen vollständigen Inflationsausgleich erhalten haben. Gerade bei qualifizierter Arbeit macht es sich deutlich. Während das Bürgergeld und auch der Mindestlohn seine 20% Erhöhung erhalten haben, um die Inflation auszugleichen, fand bei den mittleren Gehältern in aller Regel eine derartige Erhöhung nicht ansatzweise statt. Ganz unheilvolles Signal an die Arbeitnehmer, Weiterqualifizieren lohnt sich nicht mehr.
Dazu ist durch die ausgehenden 2010er Jahre die deutsche Wirtschaft einfach zu heiß gelaufen, dh über ihre Beschäftigungs- und Absatzmöglichkeiten gewachsen. Das sind dann konjunkturelle Schwankungen.


Das Bürgergeld wurde um 20% erhöht? Davon hätte ich was merken müssen.
07.04.2024 11:29 Uhr
Zitat:
Dazu hat sich durch die Inflation der Anreiz zur Arbeit zum Negativen verschoben, da zwar das Bürgergeld, nicht aber die Gehälter einen vollständigen Inflationsausgleich erhalten haben. Gerade bei qualifizierter Arbeit macht es sich deutlich. Während das Bürgergeld und auch der Mindestlohn seine 20% Erhöhung erhalten haben, um die Inflation auszugleichen, fand bei den mittleren Gehältern in aller Regel eine derartige Erhöhung nicht ansatzweise statt. Ganz unheilvolles Signal an die Arbeitnehmer, Weiterqualifizieren lohnt sich nicht mehr.


Das ist meiner Meinung nach der völlig falsche Ansatz. Ein existenzsicherndes Einkommen muss auch möglich sein, wenn man sich dem real existierenden kapitalistischen Sklavenmarkt aufgrund körperlicher oder psychischer Einschränkungen oder aus Altersgründen nicht mehr ausliefern kann.

Dieses ständige Treten nach unten nutzt nur denen, die Kapital ohne Ende in ihre eigenen Taschen wirtschaften. Die soziale Spaltung ist das wahre Problem unserer Gesellschaft und nicht die Höhe des Bürgergelds.

Die Wohlhabenden müssen endlich zur Kasse gebeten werden, um wenigstens die gröbsten Ungerechtigkeiten in diesem völlig verkorksten System auszugleichen.

Langfristig - und das gehört auch zur Wahrheit - müssen wir uns aber über die Überwindung des Kapitalismus unterhalten. Die krisenhaften Entwicklungen dieses Systems sind dauerhaft nicht mehr durch Reformen zu übertünchen.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 07.04.2024 11:30 Uhr. Frühere Versionen ansehen
07.04.2024 11:36 Uhr
https://www.mdr.de/ratgeber/neu-ab/rente-mindestlohn-minijob-114.html

61€ von 563€ macht 11%
07.04.2024 11:36 Uhr
Zitat:
Während das Bürgergeld und auch der Mindestlohn seine 20% Erhöhung erhalten haben, um die Inflation auszugleichen, fand bei den mittleren Gehältern in aller Regel eine derartige Erhöhung nicht ansatzweise statt. Ganz unheilvolles Signal an die Arbeitnehmer, Weiterqualifizieren lohnt sich nicht mehr.


Nun, in Bereichen mit schlechter Bezahlung findet Wettbewerb in erster Linie zwischen den Jobs statt.

Warum sollte jemand einen Job in der Pflege antreten, wo es neben der schlechten Bezahlung auch noch körperlich anstrengend und Arbeitszeiten gibt, die das Privatleben massiv einschränken?

Da nimmt man doch den Job, der z.B. nur die schlechte Bezahlung enthält und die Rahmenbedingungen angenehmer sind.

(Übrigens haben Merz selbst und auch Laumann gesagt, dass sich die Arbeitsverweigerer im Bürgergeld nicht quantifizieren lassen. Auf Basis von Gefühlen und fernab von Fakten ließen sich schon immer gut Neiddebatten anzetteln, gerade aus der CDU heraus.)
07.04.2024 11:38 Uhr
Zitat:
Künstlich herbeigeführt.


Besser ausgedrückt wäre vorsätzlich herbeigeführt.
07.04.2024 11:41 Uhr
Zitat:
Das Bürgergeld wurde um 20% erhöht? Davon hätte ich was merken müssen.


Vorkrisenniveau (31.12.2019): 424€
Heute: 563€.

563/424=1,3278

Eine satte Steigerung um 32,78%. Sogar mehr als ich überschlagen hatte.

Mindestlohn 2019: 9,19€
2024: 12,41

12,41/9,19=1,3504, also 35,04% Steigerung. Nenne mir eine Branche, wo die Tarifabschlüsse ähnlich waren. Davon träumen sogar die Lokomotivführer.

Zum Vergleich:
Lebensmittelpreise im Vergleich zum 01.02.2020 um 32,0% gestiegen.
https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Konjunkturindikatoren/Preise/kpre520.html#355044

Allgemeine Inflation: Seit 2020 18,5%. Und da sind Effekte wie dass z.B. Unterhaltungselektronik aufgrund des technologischen Fortschritts immer billiger wird mit drin.
https://www.finanz-tools.de/inflation/inflationsraten-deutschland

Selbst die 18,5% werden die wenigsten Tarifbeschäftigten erhalten haben.


07.04.2024 11:45 Uhr
Zitat:
Zitat:
Das Bürgergeld wurde um 20% erhöht? Davon hätte ich was merken müssen.


Vorkrisenniveau (31.12.2019): 424€
Heute: 563€.

563/424=1,3278

Eine satte Steigerung um 32,78%. Sogar mehr als ich überschlagen hatte.

Mindestlohn 2019: 9,19€
2024: 12,41

12,41/9,19=1,3504, also 35,04% Steigerung. Nenne mir eine Branche, wo die Tarifabschlüsse ähnlich waren. Davon träumen sogar die Lokomotivführer.

Zum Vergleich:
Lebensmittelpreise im Vergleich zum 01.02.2020 um 32,0% gestiegen.
https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Konjunkturindikatoren/Preise/kpre520.html#355044

Allgemeine Inflation: Seit 2020 18,5%. Und da sind Effekte wie dass z.B. Unterhaltungselektronik aufgrund des technologischen Fortschritts immer billiger wird mit drin.
https://www.finanz-tools.de/inflation/inflationsraten-deutschland

Selbst die 18,5% werden die wenigsten Tarifbeschäftigten erhalten haben.




Da stand Erhöhung von Bürgergeld, nicht AlGII. Also gehe ich von der Steigerung vom letzten Jahr aus.
07.04.2024 11:51 Uhr
Zitat:
Da stand Erhöhung von Bürgergeld, nicht AlGII. Also gehe ich von der Steigerung vom letzten Jahr aus.


Das Thema der Diskussion ist der Fachkräftemangel. Du magst mir gerne widersprechen, aber die Eskalation des Mangels z.B. in der Pflege und in den Krankenhäusern hat mit Corona begonnen. Also muss ich das Vorkrisenniveau mit Ende 2019/Anfang 2020 setzen. Inflation über dem 2%-Ziel hat es bei Corona auch schon gegeben. Zu Beginn abgeschwächt durch den sehr niedrigen Ölpreis.

Natürlich muss man, wenn man fair ist, auch die letzten 2 Tarifabschlüsse zusammenrechnen. Aber selbst dann kommen die meisten nicht auf 18,5% oder gar über 30%, wie sich das Existenzminimum, ob ich es jetzt Bürgergeld, ALG2 oder Hartz4 nenne, oder auch der Mindestlohn entwickelt hat.
07.04.2024 11:52 Uhr
Ich will aber auch anmerken, ich will nicht Sozialneid von oben befeuern. Ich fordere weniger die Senkung des Bürgergelds als vielmehr anständige Tarifabschlüsse mit vollständigem Inflationsausgleich. Und damit die Unternehmen das schultern, die Verbesserung der Rahmenbedingungen (weniger Auflagen zum Klimaschutz, billige Energie).
07.04.2024 12:03 Uhr
Es heulen vor allem Unternehmen rum, die ihre Leute nicht wie Menschen behandeln, unterirdisch bezahlen und keine Benefits haben.

Der Bäcker, bei dem ich Bäcker gelernt habe (2002-2006), bezahlt einen Gesellen, der 30 Jahre lang dabei ist (ist mein bester Freund) nur 14€ die Stunde, bezahlt keinen Nacht- und Samstagzuschlag, wenn ein Feiertag in der Woche ist der freie Tag gestrichen, Urlaub wird nur teilweise bezahlt, 200€ monatlich werden abgezogen für Frühstück, Radio und Kaffee und vieles mehr. Auch werden Überstunden nicht richtig ausgezahlt.

Zudem gibt es seit der ehemalige Juniorchef jetzt Chef ist, keine Weihnachtsfeier mehr, mein 13. Monatsgehalt usw. Im Gegenzug heult mich Michael, so heißt der jetzige Chef und ehemalige Juniorchef, mir die Ohren voll "Thomas, ich finde keine Mitarbeiter mehr. Du arbeitest doch bei der Bundesagentur für Arbeit!". Wenn ich aber jemanden empfehle sich zu bewerben, bekommen diese keine Antwort. Darauf frage ich immer Michael und er sagt: "Ich habe keine Zeit auf eine Antwort zu geben!" Oder: "Der wollte nicht für den Mindestlohn für 6 Tage/Woche arbeiten!" Ja, dann braucht er sich nicht wundern!
07.04.2024 12:08 Uhr
Zitat:
Dazu hat sich durch die Inflation der Anreiz zur Arbeit zum Negativen verschoben, da zwar das Bürgergeld, nicht aber die Gehälter einen vollständigen Inflationsausgleich erhalten haben. Gerade bei qualifizierter Arbeit macht es sich deutlich. Während das Bürgergeld und auch der Mindestlohn seine 20% Erhöhung erhalten haben, um die Inflation auszugleichen, fand bei den mittleren Gehältern in aller Regel eine derartige Erhöhung nicht ansatzweise statt. Ganz unheilvolles Signal an die Arbeitnehmer, Weiterqualifizieren lohnt sich nicht mehr.


Das ist genau die Argumentation, die mir die Adern schwellen lässt.
Es ist das Ausspielen der Bevölkerungsgruppen gegeneinander. Das ist primitivstes Bildzeitungsniveau.

Wenn man sich das Wahlverhalten in den letzten Jahren anschaut, dann konnten SPD, CDU, Grüne und FDP immer ca 80% der Stimmen auf sich vereinigen.
D.h., dass Parteien gewählt wurden, die offensichtlich eine Politik gegen 80% der Menschen betrieben haben und bis heute betreiben.

  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   PsA
  LPP   Volk, Sonstige
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