Chat-Transkript vom 03.12.2001

Thomas Niederbühl, Münchener Stadtrat der Rosa Liste Geschäftsführer der Münchener AIDS-Hilfe

Thema: Welt-AIDS-Tag

: andischatz_(SIP) hat den Raum betreten
andischatz_(SIP): Test
: Erlan hat den Raum betreten
Erlan: <-- testet eben mit.
andischatz_(SIP): Fein. Da sind wir schon zwei.
: Miles hat den Raum betreten
Miles: Test ;)
Erlan: Hallo Miles! Meine Ablösung nachher. ;-)
andischatz_(SIP): Hallo Miles :-)
: Thomas_Niederbühl hat den Raum betreten
andischatz_(SIP): Hallo Thomas ;-)
Thomas_Niederbühl: hi, ich bin drin.
Erlan: Hallo! Wir warten jetzt eigentlich nur noch auf die Moderation und auf Lucy-Fur, die den Chat mitorganisiert hat.
Miles: das ist bei diesem Chat durchaus bemerkenswert ;) - guten Abend
andischatz_(SIP): Soll nochmal IRGENDWER was von Tunten und technik sagen... *grins*
Thomas_Niederbühl: ok, warten ist meine leidenschaft..
andischatz_(SIP): Lucy-Fur hat mir heute gemailt, dass sie es unter Umständen nicht ganz pünktlich schafft.
: Moderator hat den Raum betreten
: Lucy-Fur_(D-P) hat den Raum betreten
Thomas_Niederbühl: na also!
Erlan: Hallo Moderator! Hallo Lucy-Fur!
Moderator: Hallo zusammen. Dann können wir ja gleich anfangen
Miles: hi Lucy :)
Thomas_Niederbühl: Bin bereit
andischatz_(SIP): Oh, das ist fein. Da hast Du's doch noch geschafft! Wahrscheinlich ganz außer Atem :-) Hallo Lucy-Fur, hallo Moderator!
Miles: Hi TorstenOliverAndreasBartosz oder wer auch immer ;)
Moderator: Beginnen wir einfach mit einer kurzen Vorstellung von allen. Hier sind Oliver und Andreas.
Thomas_Niederbühl: Ich bin Thomas Niederbühl, 40 Jahre alt, lebe in eingetragener Partnerschaft, seit 1989 bei der Münchner AIDS-Hilfe, seit 10 Jahren dort Geschäftsführer, seit 1996 Stadtrat der Rosa Liste.
Lucy-Fur_(D-P): Hallo - ich bin bereit, wenn auch an einem sehr instablien Rechner. Falls ich also plötzlich weg bin, ist das keine Protesthaltung, sondern die Technik :)
Thomas_Niederbühl: lasst mich bloss nicht allein....
andischatz_(SIP): Ich bin auch ein Andreas, 31, hier Mitglied der SIP und ausserdem der Inis Queer (auf deren Betreiben dieser Chat heute veranstaltet wird) und r@inbow.
Moderator: Ich sagte. "Von allen." :)
Miles: also entweder stellt sich noch jemand vor, oder wir fangen an ;)
Erlan: Also ich bin Erlan, der im November 2001 von der dol2day-Community gewählte Internet-K@nzler und hier quasi der Vertreter der Regierung... der sich gleich auch schon wieder vertreten läßt, denn im Real Life wartet eigentlich seit 18 Uhr ein parteipolitischer Termin auf mich, aber es gab ja heute zwei Chats bei dol2day.
Miles: ok, ich heiße Martin, bin 32, hier bei dol2day Admin der Ini r@inbow und übernehme gleich als Regierungsmitglied für Erlan
Thomas_Niederbühl: endlich mal beim K@nzler!
Erlan: <-- erwähnt dann mal eben, daß er 23 ist.
Lucy-Fur_(D-P): Ich verzichte auf eine Vorstellung und bringe einfach eine Frage auf: Braucht man den Weltaidstag in Deutschland noch? Das Thema AIDS ist doch weitgehend "gegessen"?
Miles: Erlan, Gerlan...
Thomas_Niederbühl: Gerade das "gegessen" ist so schwierig, dass man jede Gelegenheit braucht, auf das Thema aufmerksam zu machen.
Thomas_Niederbühl: Jeder besonder Tag ist schwierig; das Thema scheint schnell abgehakt; aber für uns ist jeder Tag ein Welt-AIDS-Tag...
Thomas_Niederbühl: Was meinst Du genau mit "gegessen"? Erfolgreich beendet oder verdrängt oder lästig...?
Lucy-Fur_(D-P): Ist den n ein Problem, das man - zumindest laut den Medien - unter Kontrolle hat, noch ein Problem in der Tagespolitik?
Thomas_Niederbühl: Die Medien erzeugen nach meiner Meinung einen völlig falschen Eindruck. Fakt ist: AIDS ist nicht heilbar, aber seit 1996 behandelbar. In München sind z.B. 6-8000 Menschen infiziert, 500 an AIDS erkrankt und jährlich infizieren sich 2-300 neu. Das verlangt nach ganz neuen Hilfsangeboten: z.B. betreute Wohnungen; Beratung zur Therapie; Beschäftigungsmassnahmen; Versorgung zu Hause etc. Also mehr Angebote als früher, als die meisten sehr schnell starben.´Das kostet natürlich Geld, dazu brauchen wir Spenden. Aber auch die haben mit dem öffentlichen Desinteresse abgenommen. "Unter Kontroll" heisst ja nicht, dass es kein Problem mehr ist.
Erlan: Inwiefern sind denn die Hilfsangebote auf Spenden angewiesen bzw. inwieweit engagiert sich der Staat in diesem Bereich?
Thomas_Niederbühl: Bei vielen ist der Eindruck entstanden, eine Infektion sei nicht so schlimm, schliesslich gibt es jetzt die Pillen, ausserdem infizieren sich eh nur Schwule und Drogengebraucher. Auch das ist so nicht richtig.
Lucy-Fur_(D-P): Kannst Du etwas zur Zusammensetzung der Gruppe der 2-300 Neuinfizierten/Jahr in München sagen? Deckt sich diese Gruppe mit den Bevölkerungsgruppen, die gemeinhin unter "Risikogruppen" geführt werden? ((Drogengebraucher, Schwule und Bisexuelle Männer, Bluter...)
andischatz_(SIP): AIDS-Kranke, die durch Kombinationstherapie länger leben, lassen sich halt in den Massenmedien nicht so gut verkaufen, wie die anfängliche sehr reale "Todesangst" der Menschen. :-(
Thomas_Niederbühl: 10 bis 20% Eigenmittel, d.h. Spenden, sind für alle Projekte zwingend. Bei einem 5 Mio DM-Haushalt sind das bei uns so 1 Mio DM, ne ganze Menge, was da montalich an Spenden reinkommen muss. Der Rest des Haushalts ist grob je ein Drittel durch Land, Stadt und Kassen finanziert. Wobei die Stadt-Land-Zuschüsse seti Jahren eingefroren sind und die Kassen immer weniger zahlen wollen.
Thomas_Niederbühl: Zusammensetzung: 50% Schwule, 10% Junkies, 21% Drittländer (vor allem Afrika), 18% Hetero.
Thomas_Niederbühl: andischatz, ich bin ja froh, dass die Hysterie der 80er vorbei ist und nicht mehr ständig jemand stirbt. Aber aus der "Normalisierung" darf nicht Ignoranz werden. Der berechtigte Blick nach Afrika macht eben viele blind für das, was vor Ort passiert.
Lucy-Fur_(D-P): Wie beschreiben die Betroffenen die soziale Akzeptanz der Krankheit bzw Infektion in ihrem Umfeld? Immerhin sind seit den 80ern etliche Aufklärungskampagnen gelaufen.
Thomas_Niederbühl: Wichtig finde ich auch, wie jede und jeder selber damit um geht, was das sog. Risikomanagement betrifft. Gehts mich wirklich was an? Benutze ich Gummis etc.
Thomas_Niederbühl: Die "soziale Akzeptanz" ist insgesamt viel besser geworden, unbestritten. Im Job ist es meistens ein Problem, da will kaum jemand Offenheit riskieren. Ausserdem kommts drauf an, ob mich ein soaziales Netz stützt. Das ist für einen infizierten Mittelklasse-Schwulen natürlich leichter als für eine Frau, die zunächst völlig allein da steht. Ausserdem sagt nicht jeder Schwule gleich nein, wenn der andere sagt, dass er positiv ist. Heteromänner wenden sich in der Regel von den Frauen ab.
Lucy-Fur_(D-P): Wie hoch ist der Anteil der infizierten Frauen?
Thomas_Niederbühl: Bei allgemeinen Fragen (Aufklärungskampagnen!) findet man wenig Vorurteile und viel Information. Schwierig wirds, wenn persönlich wird. Kann ich mich wirklich nicht beim Küssen oder gemeinsamen Glas anstecken etc.
Thomas_Niederbühl: Bei der Summe der Infizierten sind dreiviertel Männer, ein Viertel Frauen (Tendenz steigend).
Thomas_Niederbühl: Kann mich noch gut erinnern, als über 90% Männer waren.
andischatz_(SIP): Mir stehen immer wieder die Haare zu Berge, wenn ich mitbekomme, dass bei heteros oft in erster Linie über Verhütung nachgedacht wird. Und wenn "Sie" die Pille nimmt, wird da oft gar nicht weiter drüber nachgedacht. Da scheint unsafer Sex oft immer noch die Regel zu sein.
Miles: Man spricht allgemein von einer gewissen Schutzmüdigkeit, Sorglosigkeit, die sich vor allem unter Jüngeren breitmacht. Ist das "nur" ein Problem bei heterosexiellen Jugendlichen, oder wirkt sich das auch bei den "alten" Risikogruppen Homo/Bisexuelle aus?
Thomas_Niederbühl: Das zeigt, daß die zeilgruppenspezifischen Präventionskampagnen auch greifen, grade bei den Schwulen und den Drogengebrauchern. Da hat es sich auf sehr niedrigem Niveau eingependelt. Nur für die Zukunft erwarte ich Neuinfektionen: wenn sich jährlich Menschen neu infizieren, die Infizierten aber länger und besser leben, wird die Summe der Infizierten, also die Wahrscheinlichkeit mit Infizierten Sex zu haben größer.
Lucy-Fur_(D-P): (schaut zu Erlan): Darf man hier auch über Sexpraktiken reden oder gefährde ich dann minderjährige DOLer?
Thomas_Niederbühl: Miles, bei Heteros wird auch die Verantwortung für Safer SEx meistens an die Frauen delegiert.
Erlan: Noch haben wir keine Sendezeitbeschränkung - und das ist auch gut so... Dennoch gibt es hier bei dol2day auch Minderjährige und ich denke die Redaktion würde auch nicht alles so en detail hier beschrieben wissen.
Miles: Lucy, halte es medizinisch ;)
Erlan: <-- merkt, daß da ein "wollen" am Ende fehlt.
Lucy-Fur_(D-P): Dann ziehe ich die Frage besser zurück (lacht) Die war dann doch eher praxisorientiert ;-)
Thomas_Niederbühl: "Schutzmüdigkeit" war bei heterosexuellen Jugenlichen und Erwachsenen schon immer da. Inzwischen trifft das auch auf Teile der Hauptbetroffenengruppen zu: AIDS sei ein Problem der Alten; oder man siehts doch an; oder man hat nach zehn Jahren einfach mal Lust auf ohne, schliesslich gibts ja die Pillen...
Thomas_Niederbühl: Das ist ja die Grundfrage: wie komme ich von der Information auf eine persönliche "Betroffenheit", so dass ich mich auch konsequent schütze...
Moderator: Frage von Poisonfree an Thomas Niederbühl:    "Habr ihr es mit eurer Arbeit schwerer im konservativen Bayern als zum Beispiel in NRW?"
Thomas_Niederbühl: Kann ich ja alle Fragen: wie hältst du es mit safer sex?
Erlan: <-- verabschiedet sich dann jetzt wie angekündigt von Thomas Niederbühl, andischatz, Lucy-Fur den beiden Moderatoren und natürlich von Miles, der ab sofort das Banner für die Regierung hochhält. ;-)
Erlan: Bis dann, viel Spaß noch!
: Erlan hat den Raum verlassen
andischatz_(SIP): <--- mag die meisten Ansteckungs-relavanten Praktiken sowieso nicht so sehr und besteht auf safe, falls es doch mal dazu kommt.
Thomas_Niederbühl: Poisonfree, wir hatten es in Bayern mit Maßnahmenkatalog, Gauweiler und CSU immer schwerer, aber in den letzten Jahren ein bessere Zusammenarbeit gefunden. Letztlich "siegt" auch in der Politik die Fachlichkeit. München war aber immer eine Insel im schwarzen Bayern. Vielleciht mussten wir immer mehr kämpfen, um Spenden, um politische Unterstützung. Vielleicht sind die AIDS-Hilfen sogar politischer.
Moderator: Frage von DoubleB an Thomas Niederbühl:    "Wenn Situationen eintreten, z.B. bei einem Unfall, bei der man in den Kontakt mit infiziertem Blut gekommen sein könnte, gibt es eine Möglichkeit sich dann testen zu lassen, wenn ja, wo und kann man Dies immer testen lassen?"
andischatz_(SIP): Ein wenig schwerer ist es in Bayern schon, hab ich das Gefühl. Man sieht doch auch mit neid nach (z.B.) NRW, wenn der CSD im Fernsehen übertragen wird o.ä. Im Bayerischen Rundfunk leider undenkbar.
Thomas_Niederbühl: Und wir waren von den öffentlichen Zuschüssen nicht so abhängig, weil wir da nicht mit Reichtümern gesegnet waren. Deshalb haben wir als älteste regionale AIDS-Hilfe immer eng mit den Szenen zusammengearbeitet.
Thomas_Niederbühl: Da Risiko bei Kontakt mit Blut ist sehr gering. Man müsste grosse offene Wunden haben. Über die Haut kann man fast vergessen. Es gibt die Möglichkeit gleich nach einer möglichen Infektion prophylaktisch Pillen zu schlucken, das geht meist bei AIDS-Ambulanzen oder Anonymen AIDS-Beratungsstellen. Ansonsten kann ein Test nach 10-12 Wochen beim ARzt oder bei bestimmten Beratungsstellen, in München die städt.Anonyme AIDS-Beratung, gemacht werden.
Moderator: Frage von DoubleB an Thomas Niederbühl:    "Wie groß ist die Gefahr bei einer Operation oder einem Unfall durch Blutkonserven angesteckt zu werden, also, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit wenn man alle Sicherheitsvorkehrungen beachtet?"
Thomas_Niederbühl: Ich kann nur jedem empfehlen, sich vor einem Test erst mal beraten zu lassen, ob überhaupt ein Risiko bestand, wie man mit dem Ergebnis umgehen wird etc.
Thomas_Niederbühl: DoubleB, leider kann ich Dir keine statistischen Wahrscheinlichkeiten bieten. Aber heute sind alle Blutkonserven getestet, das Risiko geht gegen Null.
Lucy-Fur_(D-P): DoubleB: Du kannst kostenlose und anonyme Aidstests bei den Gesundheitsämtern machen lassen. Falls Du wissen willst wie das abläuft: das Bonner Gesundheitsamt hat ein Band laufen, das die notwendigen Infos enthält. Wir können aber solche Sachen auch auf einer der Ini-Homepages zusammenfassen und/oder verlinken (sag ich jetzt mal einfach so über die Köpfe der Ini-Inhaber hinweg)
Miles: Inwieweit ist es denn aufgrund der Tests aller Konserven noch gerechtfertigt, das nach den Vorschriften der BÄK immer noch so ist, das homo- und bisexuelle Männer kein Blut spenden dürfen?
Thomas_Niederbühl: Tatsächliches Risiko ist und bleibt ungeschützter Geschlechtsverkehr und das gemeinsame Benutzen von Spritzen.
Lucy-Fur_(D-P): DoubleB: Innerhalb von Deutschland sind Blutkonserven kein Problem mehr. EU-weit sieht das anders aus. (Siehe die Webpages des Blutspendedienstes des DRK)
Miles: <-- reicht zwei s für die "das" nach
Thomas_Niederbühl: Miles, die Diskriminierung von homo- und bisexuellen Männern beim Blutspenden ist überhaupt nicht gerechtfertigt, war es auch nie. Dahinter verbirgt sich meiner Meinung nach ein formalistischen "Versicherungsdenken" und Vorurteile gegen mann-männlichen Sex. Leider hatten alle politischen Versuche, das zu beenden, keinen Erfolg.
Moderator: Frage von marlene an Thomas Niederbühl:    "ich finde im sextourismus und frauenhandel liegt ein erhebliches aids-risiko... wie sehen sie das?"
Miles: Thomas, das wurde hier mal thematisiert: DAS WEISS KAUM JEMAND - wie sollte man das dann politisch angehen?
Thomas_Niederbühl: Marlene, du hast recht, vor allem dort, wo sich Männer und Frauen gar nicht als Sextouristen verstehen: die 35jährige Lehrerin, die dem stressigen Alltag nach Brasilien entflieht und sich in einer Liebesaffäre gehen lässt..., nur als Beispiel.
Lucy-Fur_(D-P): Miles & Thomas: Der Pressesprecher des Blutspendedienstes sieht das nicht anders. Allerdings verweist er auf die Vorgaben der Ärztekammer. Allerdings sprach er ein anderes wichtiges Thema an, das ein weiterer Grund für Kondome ist: Hepatitis (und dazu gibt es noch keine Statistiken - die sind gerade im entstehen)
andischatz_(SIP): <-- kriegt jedes Mal eine Wut, wenn er ein Plakat mit einer Aufforderung zur Blutspende sieht.
Lucy-Fur_(D-P): marlene: ich finde Karneval und "bekifft ficken" ein AIDS-Risiko ;-)
Thomas_Niederbühl: andischatz, kann dich so gut verstehen. Ich habe es politisch kommunal versucht, mit Antrag und Anfrage, wurde aber auf zwingende Rechtsvorschriften verwiesen. Meines wissensn hat auch des LSVD es versucht, das weiss ich aber nicht so genau.
Moderator: Frage von marlene an Thomas Niederbühl:    "zustimmung - genau das meinte ich! u.a."
Moderator: Frage von Dr.Gerhard an Thomas Niederbühl:    "Geht hier grad um Frauenhandel... Wie stehts mit Frauen aus z.B. Osteuropa, die in München ausgebeutet werden?"
Thomas_Niederbühl: ok, lucy, marlene, Ausnahmesituationen, Rauschzustände, das alles verführt natürlich dazu, sich der Lust hinzugeben und nicht vernünftig an safer sex zu denken...Aber eigentlich sollte man sich vorher mal gedanken machen, wie man sich in welchen Situationen verhalten will - oder die Situationen meiden...
Thomas_Niederbühl: Moderator, der Frauenhandel spielt in München keine so grosse Rolle. Ausserdem sind Prostituierte als solche keine "Risikogruppe", die wollen im Geschäft bleiben, oder ihre Freier wollen, dass sie im Geschäft bleiben. Schwieirg ist die Beschaffungsprostitution im Drogenbereich und das Ausnutzen von Abhängigkeiten in "Grenzgebieten". Nach meiner Meinung liegt das Problem ja bei den Freiern, die meinen "ohne Gummi" erzwingen zu müssen...
Lucy-Fur_(D-P): Wie sieht es mit der praxisnahen AIDS-Aufklärung in Schulen aus? Ist der berühmte Pro-Familia-Koffer mit dem Holzpenis und/oder die AIDS-Hilfe in den Schulen willkommen?
Thomas_Niederbühl: Da ist sich von Stadt zu Stadt und Bundesland verschieden. In München macht das Gesundheitsamt die Aufklärung. Grundsätzlich ist "Fachwissen" immer möglich, die Frage ist nur, ob es ohne Lehrer geschieht, die Schüler wirklich offen sprechen können und einen Bezug zu sich schaffen. Da hat sich das Gespräch mit "Betroffenen" wirklich bewährt.
Thomas_Niederbühl: Wer sat schon gern, dass ihm der Schwanz zusammenfällt, wenn er ein Gummi benutzten soll. Oder dass er für sich ganz andere Kritierien gefunden hat: die ist "anständig", hatte noch keinen Freund etc....
Thomas_Niederbühl: Manchmal schafft das Wissen sogar Tabus. Schliesslich weiss jeder, dass AIDS ein Problem ist, man Gummis benutzen sollte etc.
Miles: Wissen schafft Tabus? das verstehe ich nicht :)
andischatz_(SIP): Ich finde momentan ist wohl das wichtigste Anliegen, der Bevölkerung klar zu machen, dass uns AIDS alle sehr wohl noch etwas angeht. Und dass es nciht heissen kann schwarz = AIDS oder so, as ja in vielen Köpfen herumspukt.
Lucy-Fur_(D-P): Zwischen theoretischem Wissen und praktischem Kondomkauf (und deren Griffbereitheit im richtigen Moment) liegen bisweilen Welten, Miles
Moderator: Frage von DoubleB an Thomas Niederbühl:    "Wie würden sie den Aufklärungsbedarf einschätzen zwischen der sogenannten westlichen Welt und z.B. Afrika. Wie sehen sie da die Relationen der Mittel, mit wieviel Geld kann man also wo was bewirken?"
Thomas_Niederbühl: Tabus, offen über Probleme zu spreche: Impotenz, Versagensängste, Peinlichkeitsgefühle (was denkt die über mich, dass ich über sie denke, wenn ich auf ein Gummi bestehe...) Klar?
Miles: ok
Lucy-Fur_(D-P): Miles: es gibt Leute, die unsafen Sex hatten, weil in dem Zimmer, wo Kondome in der Schreibtischschublade lagen, andere Leute pennten...
Thomas_Niederbühl: DoublD, ich tue mir schwer, zu relativieren. Und es liegt nicht immer am Geld. Wenn Südafrikas Regierende immer noch zweifeln, ob HIV der AIDS-Erreger ist und Aufklärung wegen der Tabuisierung von Sexualität nicht stattfindet, dann ist das zunächst gar kein finanzielles Problem.
Lucy-Fur_(D-P): Die Gründe für unsafen Sex sind so unterschiedlich wie die Menschen....
Thomas_Niederbühl: Grosser Unterschied besteeht natürlich bei Infizierten: hier sind die Medikamente über Kassen jedem zugänglich, in Afrika kann das kaum jamand bezahlen. Deshalb müssen Pharmafirmen ihre Preispolitik korrigieren und generell muss was gegen Armut gemacht werden.
Thomas_Niederbühl: Ja, Lucy, trotzdem gibt es änliche Strukturen, sonst wäre Prävention gar nicht möglich.
Thomas_Niederbühl: Ich sag nur: Rauchen.
Moderator: Da die Zeit um ist,müssen wir uns leider verabschieden.Es gibt die Möglichkeit,daß ihr unmoderiert weitermacht,wenn ihr möchtet.Wir müssen leider weg.
Thomas_Niederbühl: Tja, ich muss auch leider weg. War jedenfalls prima. Empfehle noch unsere www.muenchner-aidshilfe.de Seite, dort kann man auch dirket nachfragen...
Moderator: Ok,dann bedanke ich mich recht herzlich bei allen Teilnehmern und den Fragestellern.
Thomas_Niederbühl: und meine Adresse: thomas.niederbuehl@muenchner-aidshilfe.de
andischatz_(SIP): Danke, Thomas, dass Du die Zeit gefunden hast hier zu sein (ich weiß wie dicht dein Terminkalender gepackt ist).
Lucy-Fur_(D-P): Vielen Dank an Thomas Niederbühl, dass er heute als Gast bei uns war. Vielleicht ja nicht zum letzen Mal? Dank auch an die Redaktion, dass sie den Chat so kurzfristig möglich ggemacht hat.
Miles: ich danke auch für den interessanten Chat
Thomas_Niederbühl: dank Euch auch allen - mach gern mal wieder mit...
Moderator: Dann auf wiedersehen :)
andischatz_(SIP): Würde uns freuen! Ich denke ich spreche da in unser aller Namen...
Miles: ciao zusammen
Thomas_Niederbühl: ;-)
: Moderator hat den Raum verlassen
: Miles hat den Raum verlassen
: andischatz_(SIP) hat den Raum verlassen
Lucy-Fur_(D-P): Dann würde ich sagen: verlagern wir alles weitere in den normalen dol-chat bzw den IRC :) irc.net - #dol2day
: Lucy-Fur_(D-P) hat den Raum verlassen