Chat-Transkript vom 02.07.2001

Georg Wacker, Bildungspolitischen Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg

Thema: Bildungspolitik

Moderator: Test
: Georg_Wacker hat den Raum betreten
Georg_Wacker: Einen wunderschönen guten Tag.
Moderator: Guten Abend
Moderator: Ich begrüsse Sie ganz herzlich beim dol2day Chat. Mein Name ist Oliver und wir Duzen uns eigentlich heir alle, ist das in Ordnung?
Georg_Wacker: Ja natürlich.
Moderator: Gut :) Fangen wir mit einer kurzen Vorstellung an. Wer bist Du genau und was ist Deine Tätigkeit?
Georg_Wacker: Wieviele Teilnehmer nehmen gewöhnlich an den Chats hier teil?
Moderator: In diesem Raum befinden sich nur wir beide. Eventuell kommt noch der Internet-Kanzler dazu oder ein anderes Mitglied der Seite. Die restlichen Benutzer verfolgen den Chat von aussen und stellen Fragen, die ich vorsortiere und in den Chat leite.
Moderator: Ich wechsel mal die Farbe, ist dann einfacher lesbar.
Georg_Wacker: Ich bin Landtagsabgeordneter der CDU des Landtagswahlkreises Weinheim. Seit 96 gehöre ich dem Landtag an. Bildungspolitischer Sprecher bin ich seit dieser Legislaturperiode. Von Haus aus bin ich Musiklehrer und Orchestermusiker. Vor meiner Wahl in den Landtag habe ich eine kommunale Musikschule geleitet.
Moderator: DA liegt die Verbindung zur Bildungspolitik nahe. Ist dies Dein einziger Schwerpunkt oder hast Du Dich vor der Ernennung zum bildungspolitischen Sprecher auch um andere Bereiche gekümmert?
Georg_Wacker: Ich bin Mitglied des Petitionsausschusses. Darüber hinaus liegt mir die Verkehrspolitik am Herzen. In der letzten Legislaturperiode war ich jugendpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion.
Moderator: Auf Deiner Homepage http://www.georg-wacker.de/ kann man eineiga Anfragen und Anträge nachlesen. Unter anderem einen Antrqag, der sich mit Gewalt an Schulen befasst. Wie stehst Du zu dem Thema? Was würdest Du gerne ändern, bzw. unternehmen?
Georg_Wacker: Verschiedene Maßnahmen sind gefragt: 1. Die Lehrer müssen es im Unterricht verstärkt zum Thema machen. 2. Der Sachverstand der Polizei muss in den Unterricht verstärkt eingebunden werden (Jugendsachbearbeiter) 3. An Brennpunktschulen (z.B. in Ballungsräumen) kommt man ohne Schulsozialarbeiter nicht mehr aus. Sie müssen sich verstärkt um die betroffene Klientel kümmern. Wichtig bei der Analyse: Gewalt entsteht nicht in der Schule. Sie wird in die Schule hineingetragen.
Moderator: Insgesamt ist nach dem Bericht des Landtages keine erhebliche Zunahme körperlicher Gewalt zu erkennen, sondern eher der psychischen, verbalen Gewalt. Ist es in diesem Punkt sinnvoll, die Polizei einzuschalten oder sind dort eher andere Meschanismen gefragt?
Georg_Wacker: Die Polizei hat in Baden-Württemberg eine Unterrichtshandreichung gemeinsam mir dem Kultusministerium entwickelt. Darin sind Tips enthalten, wie man Vorfällen entgegnet und wie man präventiv wirken kann. Psychische und verbale Gewalt ist leider häufig die Vorstufe zur körperlichen Gewalt. Deshalb: Das erlernen sozialer Kompetenzen muss eine bedeutende Rolle spielen, wenn dieses im Elternhaus nicht eingeübt wird.
Moderator: Dazu noch eine Frage einer unserer Mitgliederinnen
Moderator: Frage von Xandra an :    "Schulsozialarbeiter? Hieße das nicht: noch mehr Ausgaben für den schulischen Bereich, wo doch sowieso schon kein Geld mehr für die Einstellung neuer Lehrpersonen vorhanden ist?"
Georg_Wacker: Ich weiss leider nicht, aus welchem Bundesland Du kommst, aber in BaWü schaffen wir in den nächsten 5 Jahren 5500 neue zusätzliche Lehrerstellen. Wir sparen also nicht, sondern wir investieren zusätzlich in diesem Bereich. Schulsozialarbeit wird bei uns seit kurzem "brennpunktorientiert" mischfinanziert, d.h. unter Beteiligung der Kommunen, Arbeitsverwaltung und des Landes.Zur Zeit sind es 80 Stellen, wir wollen im nächsten Doppelhaushalt diese Stellen ausbauen.
: montezuma hat den Raum betreten
Moderator: Hallo Montezuma, stellst Du Dich bitte eben vor?
montezuma: Hallo !
montezuma: Guten Tag Oliver, Guten Tag Herr Wacker.
Georg_Wacker: Guten Tag.
Moderator: Frage von liberalia an Georg Wacker:    "Herr Wacker, die Regierung des Landes Baden-Württemberg liegt in der Tabelle der Investitionen in das Bildungswesen auf dem 15. Platz, gefolgt vom Saarland. Ist das Bildungs-System in Baden-Württemberg effektiver als das der restlichen Bundesländer oder die Landesregierung lediglich sparsam? ;o)"
montezuma: Im realen Leben Oliver Naumann, Student an der Universität Duisburg, Landesgeschäftsführer des RCDS NRW, bei dol2day stellv. Vorsitzender der UNION.
Georg_Wacker: Ich kenne die Statistik, allerdings gibt es auch eine Statistik der Bund-Länder-Kommission der Kultusminister. Daraus geht hervor, dass die Pro-Kopf-Bildungsausgaben des Landes Ba-Wü am höchsten sind. Dass wir als eines der wenigen Bundesländer sogar in den nächsten 5 Jahren massiv in die Bildung weiter investieren untermauert diese von mir genannte Statistik.
Moderator: Frage von Stiebahl an certo_(SII):    "Lässt sich durch die Einstellung von 5.500 Lehrern (in 5 Jahren) der Status Quo, wie er zur Zeit herrscht halten?"
Moderator: Die Frage ist an Georg gerichtet.
Georg_Wacker: Lieber Herr Stiebahl, es freut mich ganz besonders, dass Sie hier teilnehmen. Herzlich willkommen! Die zusätzlichen Lehrerstellen ermöglichen es, wie bisher, den Pflichtstundenbereich an den allgemeinbildenden Schulen abzudecken. Dies ist Ihnen aber aus dem Landtagswahlkampf bekannt.
Moderator: Frage von ciko an Georg Wacker:    "Führt das Zentral-Abi zu einem Frontalunterricht ähnlich wie in Frankreich?"
Georg_Wacker: Die neuen Lernformen in der Neuordnung der gymnasialen Oberstufe in BaWü ermöglichen gerade das Gegenteil von Frontalunterricht. Dennoch favorisieren wir unverändert das Zentralabitur.
montezuma: In BaWü gibt es an einigen Gymnasien das Projekt eines wahlweise 8 oder 9 Jahre dauernden Weges bis zum Abitur. Sind die dabei gemachten Erfahrungen umsetzbar oder befürworten Sie generell eine Verkürzung der Gymnasialzeit auf 8 Jahre ?
Georg_Wacker: In der neuen Koalitionsvereinbarung von CDU und FDP steht, dass wir ab dem Jahre 2004 das 8jährige Gymnasium flächendeckend einführen wollen. Dadurch wird die Zweigleisigkeit aufgehoben. Dies hat zur Folge: Überarbeitung der Lehrpläne ab Klasse 5, ohne Qualitätsverlust der gymnasialen Bildung. Die Oberstufe bleibt unverändert, da wir erst kürzlich die Neuordnung derselben beschlossen haben.
Georg_Wacker: Ich halte dies für einen mutigen Schritt. Ich traue es unseren Gymnasiasten zu, ihr Abi nach 8 Jahren zu erreichen.
Moderator: Frage von TheFly an Georg Wacker:    "Welchen Sinn sehen sie selbst im Musik- und Kunstunterricht an der Oberstufe und wo soll man denn Stoff einsparen, wenn man die Zeit bis zum Abitur auf 12 Jahre verkürzen würde?"
montezuma: Da viele unserer Mitleserinnen und Mitleser mit dem Baden-Württembergischen Modell nicht vertraut sind (ich selber komme aus Nordrhein-Westfalen), welche Inhalte werden in der um ein Jahr verkürzten Oberstufe wegfallen bzw. wie soll der Unterricht gestrafft werden ? Ich denke da vor allem an die Ausbildung in den Fremdsprachen und in den Naturwissenschaften.
Georg_Wacker: Der Musik- und Kunstunterricht wird in der Oberstufe nicht eingespart. Gegenüber der bisherigen Regelung gibt es zusätzliche Wahlmöglichkeiten zugunsten eines künstlerischen Faches. Durch die Einführung des 5. Prüfungsfaches (Seminarfach) können Wertungen z.B. in "Jugend musiziert" oder andere Wettbewerbe in der Abiturprüfung voll anerkannt werden. Sollte Musik als "Neigungsfach" gewählt werden, hätte man eine doppelte Wertung im künstlerischen Bereich erreicht. Dies bedeutet eine Aufwertung gegenüber früher.
Moderator: Frage von Snicky an Georg Wacker:    "Könnte anstelle einer verkürzten Oberstufenzeit, nicht auch eine frühere Einschulung das Problem des späten Eintritts in das Berufsleben kompensieren?"
Georg_Wacker: Ich versuche, das System in Kürze zu erläutern: 1.) Die Zahl der Prüfungsfächer wird von 4 auf 5 erhöht. 2.) Verpflichtend sind die Fächer Deutsch, Mathematik und eine Fremdsprache. 3.) Darüber hinaus können 2 weitere Fächer selbst gewählt werden (Profil- und Neigungsfach) 4.) Der Unterricht wird nur noch 2 bzw. 4-stündig gehalten. Die Kompliziertheit der Leistungskurse fällt weg. Dafür entstehen feste Lerngruppen. Dieses Konzept wird gelobt von: Bundesrektorenkonferenz der Gymnasien, Hochschulrektorenkonferenz, Spitzenverbände der Industrie. Die KMK hat einstimmig diesem Konzept zugestimmt. Nun zu Snicky:
Georg_Wacker: Das eine darf das andere nicht ausschließen. Bemerkung: Die Oberstufenzeit wird nicht verkürzt. Verkürzt werden Unter- und Mittelstufe. Wir erproben Modelle die frühere Einschulung zu ermöglichen, in BaWü ist mittlerweile das durchschnittliche Einschulungsalter unter 7 Jahre zurückgegangen. Noch vor 3 Jahren lag dieses bei 7,2 Jahren. Viel zu spät!!!
Moderator: Frage von RichardB an Georg Wacker: Das Oberstufenkolleg der Uni Bielefeld ermöglichte bislang, Abitur und Grundstudium in den beiden Neigungsfächern innerhalb von vier Jahren zu absolvieren. Können Sie sich vorstellen, solche Modelle auch zu unterstützen?
Georg_Wacker: Vielen Dank für den Hinweis. Gerne kann ich mich darüber informieren, erst dann kann ich eine Stellungnahme dazu abgeben.
Georg_Wacker: Prinzipiell hört sich das Modell nicht schlecht an.
montezuma: Vom Abitur zum Hochschulzugang. In Ländern mit Gesamthochschulen ein heiß debattiertes Thema. Für Nicht-Abiturienten, die über den 2. Bildungsweg ihr Studium aufnehmen wollen, planen einige Hochschulen zusätzliche Einstufungsprüfungen. Solche Prüfungen sind für Abiturienten (noch) nicht vorgesehen. Wird das verkürzte und reformierte Abitur, so wie Sie es in BaWü planen, weiterhin den allgemeinen Hochschulzugang ermöglichen ?
Georg_Wacker: Ja. Die Neuordnung der gymnasialen Oberstufe hat keinen Einfluß auf die Vergabe der Studienplätze. Die Hochschulen in BaWü haben Dank der neuen Gesetzgebung jetzt die Möglichkeit 1/3 ihrer Studenten selbst auszuwählen. Dies stärkt die Eigenständigkeit der Hochschulen. Das bisherige zentrale Vergabesystem bleibt erhalten, obwohl der neue Wissenschaftsminister Prof. Frankenberg angedeutet hat, einen Vorstoß auf Bundeseben zu unternehmen, diese ZVS-Regelung abzuändern. Meine Meinung: Eine völlige Liberalisierung der Aufnahmeentscheidungen der Hochschulen halte ich nicht für sinnvoll.
Moderator: Frage von daddygroov an Georg_Wacker:    "Fänden sie es gut, wenn es auf Musik, Sport und Religion im Gymnasium in der Mittel- und Oberstufe keine Noten gäbe?"
Georg_Wacker: Natürlich sollen diese Fächer auch benotet werden. Warum nicht?
montezuma: Eigenständige Vergabe, das heißt dennoch Tests. Wäre in diesem Falle dann der Hochschul- bzw. Universitätszugang auch für geeignete Bewerber ohne allgemeine Hochschulreife möglich ?
Georg_Wacker: Zur Klarstellung: An Universitäten ist der Zugang nur mit der allgemeinen Hochschulreife möglich. Innerhalb der Aufnahmekapazitäten haben die Unis das Selbstauswahlrecht, wie oben beschrieben. Bei FHs, Berufsakademien und Kunsthochschulen sind Aufnahmen auch ohne Abi möglich.
Moderator: Frage von Snicky an Georg_Wacker:    "In Rheinland-Pfalz wird das Abitur ab nächstem Jahr generell nach 12 1/2 Jahren absolviert. Leider erlaubt dieser vorgezogene Termin immer noch nicht den Beginn des Sommersemesters an FHs in BaWü. Ist hier eine Änderung vorgesehen oder bleibt alles beim alten?"
Georg_Wacker: Ich kann für den Schulbereich sprechen, hier einigen sich die Kultusminister zur Zeit das Einstellungsverfahren der Lehramtsbewerber grenzüberschreitend zu vereinfachen. Beispielsweise die Harmonisierung der Einstellungstermine. Das Rheinland-Pfalz 12 1/2-Modell wird in BaWü kritisch gesehen. Es bewirkt keine echte Schulzeitverkürzung sondern führt zu Kompliziertheiten in der Fortführung des Berufslebens z.B. Bewerbung auf dem Arbeitsmarkt (Beginn des Lehrjahres nach September). Auf der KMK wurde das Rheinland-Pfalz-Modell meines Wissens kontrovers diskutiert selbst SPD-Kultusminister haben sich hierbei skeptisch geäußert. Meines Erachtens ist die Verkürzung der gymnasialen Schulzeit auf generell 8 Jahre im ganzen Bundesgebiet auf Dauer unausweichlich.(Siehe internationaler Vergleich.)
Moderator: Frage von Stiebahl an Georg_Wacker:    "Warum ist es eigentlich nicht möglich, eine mehr oder weniger einheitliche Regelung für das Abitur in der BRD zu finden? Gäbe es keine Möglichkeit, das in der KMK zu beschließen? Es würde doch wohl auf jeden Fall die Rechnerei mit Boni und Mali beenden, da jeder Schüler ein Abitur hat, das gleich viel wert ist, egal ob aus Bayern oder Hessen."
Georg_Wacker: Ich würde es sehr begrüßen, wenn die anderen Bundesländer sich an der baden-württembergischen und bayrischen Bildungspolitik orientieren würden. Leider ist das zur Zeit nicht der Fall. Es gibt leider die Einstellung mancher Bundesländer, dass das Abitur nicht so schwer sein dürfe. Oder dass die Schulen selbst das Prüfungsniveau eines Abi-Jahrgangs definieren. Wie wir beispielsweise aus dem benachbarten Hessen wissen, hat die Akzeptanz des hessischen Abiturs der SPD-Vergangenheit bei den Universitäten und Unternehmen einen vergleichsweise geringen Wert. Da unsere Verfassung den Föderalismus vorsieht und das Bildungssystem mit einbezieht, wäre eine bundeseinheitliche Bildungspolitik verfassungswidrig. Dennoch: Ich würde es sehr begrüßen, wenn die rot-grün und rot-rot geführten Bundesländer sich an dem Niveau des Schulsystems bei und orientieren würden.
Moderator: Wie stehst Du zu Gesamtschulen? Mal ganz generell gefragt :)
Georg_Wacker: Generell geantwortet: Ich halte nichts davon.
Moderator: Gibts einen generellen Grund?
Georg_Wacker: Ja. Ich befürworte, ein differenziertes, begabungsgerechtes Bildungssystem. Das heißt nicht, dass ein Sonderschüler oder ein Hauptschüler nicht begabt ist. Begabung können aber nur in der Differenziertheit des Unterrichts gefördert werden. In einer Gesamtschule ist dieses meines Erachtens nicht möglich. Insofern kann dort der Unterricht unzureichend leistungsorientiert stattfinden.
montezuma: Bachelor und Master: Momentan in aller Munde, scheinen diese Studiengänge sehr in Mode zu sein. Zumindest bei den Bildungspolitikern und der Wirtschaft. Doch sind dies Begriffe, durch die das deutsche Diplom nicht so einfach ausgetauscht werden kann. An Gesamthochschulen gibt es einen kürzeren Diplom 1 Studiengang, welcher in etwa dem deutschen BC entsprechen soll. Mit dem BC nach angelsächsischem Muster hat der hiesige Abschluß wiederrum wenig zu tun. Wäre es nicht stattdessen sinnvoller, die bereits vorhandenen eigenen Konzepte der Gesamthochschulen einfach zu übernehmen, anstatt neues, vielleicht unausgegorenes zu kreieren ?
Georg_Wacker: Bacherlor- und Master-Studiengänge befinden sich derzeit in Deutschland noch in der Anfangsphase. In BaWü werden diese an zwei privaten Hochschulen. Der Zulauf dort ist "recht ordentlich". Ich gebe Dir Recht, dass wir hier die ersten Erfahrungen abwarten müssen.
Moderator: Frage von newdawn an Georg_Wacker:    "Sollte nicht die emanzipatorische Erziehung der 68er an den Schulen eingedämmt werden, damit aus den Kindern wertvolle Teile der Gesellschaft werden statt Egoisten?"
montezuma: Alternativ kann man ja für den Abschluß Master im Zeugnis auch das deutsche Diplom zusätzlich vermerken, also einen Doppelabschluß, der sowohl für das Inland als auch das Ausland tauglich ist. Ist dies irgendwie in der Planung ?
Georg_Wacker: Eine mutige Frage. Ich schaue hoffnungsvoll in die Zukunft. Wir stehen am Beginn einer Pensionierungswelle der Lehrer. Von Jahr zu Jahr gehen immer mehr Alt-68 in den "wohlverdienten" Ruhestand. Es kommen dafür hochmotivierte junge Kolleginnen und Kollegen in den Schuldienst nach. Dennoch muss gesagt werden, dass manch Alt-68 im Laufe seiner Berufslaufbahen "sehr vernünftig" geworden ist.
Georg_Wacker: @montezuma: Derartige Pläne sind mir nicht bekannt. Außerdem sind Master und deutsches Diplom auch nicht 1:1 vergleichbar.
Moderator: Frage von Gregor1. an Georg Wacker:    "Was halten Sie von der "Computer-Offensive", die jetzt in Hessen gestartet wurde? d. h. in Pilotprojekten bekamen Schulen pro Klassenraum einen PC mit Internetzugang, nun sollen die Schüler "Internet" und "Computer-Lernen""
Georg_Wacker: Das haben wir in BaWü schon in der letzten Legislaturperiode getan. Jede Schule hat einen internetfähigen Zugang. Darüber hinaus beabsichtigen wir, jede Schule mit mehreren "Medienecken" auszustatten. Über die Finanzierung (Finanzvolumen 1-3 Mrd DM) wird zur Zeit mit den kommunalen Landesverbänden verhandelt. Solche Maßnahmen sind sehr wünschenswert. Ich lobe die Initiative in Hessen. Allerdings muss eben alles solide finanziert werden.
montezuma: Wie sieht es mit der Bereitschaft von Sponsoren aus, sich an diesem Projekt zu beteiligen ?
Georg_Wacker: Die Telekom hat sich bekanntlich an dem Projekt "Schulen ans Netz" beteiligt, für unser Mammut-Vorhaben sind Großsponsoren im Moment nicht in Sicht. Wir gehen davon aus, dass in der Schlußphase der Verhandlungen einige Firmen werbewirksam mit ihrer Bereitschaft sich zumindest teilweise zu beteiligen zu Wort melden.
Moderator: Frage von Snicky an Georg_Wacker:    "Tendiert diese Internetoffensive nicht in Richtung "alles wird gut dank Computer"? Es gibt nicht wenige skeptische Stimmen, die behaupten, daß der verstärkte Einsatz von Computern in der Schule mehr schlechtes als gutes bewirkt."
Georg_Wacker: Wichtig ist die sinnvolle Anwendung des PCs. Dies muss in der Schule früh erlernt werden. Dank moderner Lernsoftware und wichtiger Elemente in neuen Lehrplänen braucht z.B. der Mathematik-Lehrer oder auch der Musik-Lehrer, Anleitungen, wann der den PC einsetzt und wann nicht. Der PC ist das Kommunikationsmedium der Gegenwart und der Zukunft und man kann es den Kindern nicht vorenthalten.
Moderator: Frage von Kopernikus an Georg Wacker:    "Sollte Informatik nicht endlich als Naturwissenschaft anerkannt werden, so dass man es in der Oberstufe endlich als Ersatz für Physik oder Biologir wählen könnte?"
Georg_Wacker: Informatik wird in BaWü als Abiturprüfungsfach anerkannt.
Moderator: Frage von LordTMD an Georg_Wacker:    "Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt, warum haben wir so einen kleinen Bildungsetat? Die USA zum Beispiel haben im Schnitt 3 Computer in jedem Klassenraum, mehrere Computerkabinette, Extra-aktivitäten nach der SChule (von schule finanziert), handwerkliche AG's... Der Schüler zahlt nirgends für Kopien und Unterrichtsmaterial drauf!"
Georg_Wacker: Man kann die Länder schwer miteinander vergleichen. Bei den USA bin ich mir nicht sicher, welche Mega-Unternehmen sich an der Finanzierung des Bildungssystems beteiligen. Außerdem wird dort hohes Schul- und Studiengeld verlangt. Dennoch gestehe ich ein, dass wir bei den finanziellen Aufwendungen weiterhin Prioritätenverlagerungen zu Gunsten der Bildungspolitik vornehmen müssen. Beispiel: Nicht nur in BaWü haben wir weiter einen anwachsenden "Schülerberg", diesen können wir nur mit Personal bewältigen und das kostet viel Geld. Das ist eine Gratwanderung: denn jede Mark, die wir "auf Pump" finanzieren, darf nicht zu Lasten der jungen Generation gehen.
Moderator: Frage von daddygroov an Georg Wacker:    "Eine Partei (PLL) bei d2d fordert: Das Recht auf Bildung muss in die Grundrechte jedes Menschen aufgenommen werden. Diese Bildung muss sich nach den Fähigkeiten, Talenten und Bedürfnissen des Individuums richten und darf nicht zu einer alleinigen Bedienung von Forderungen der Wirtschaft werden / Wie sehen sie das?"
Georg_Wacker: Durch die allgemeine Schulpflicht gibt es quasi das Grundrecht auf Bildung. Aufgabe des Bildungssystems ist es, den jungen Menschen auf die Erfordernisse des Lebens und gleichzeitig auf das Berufsleben vorzubereiten. Insofern spielen die Bedürfnisse der Wirtschaft eine Rolle. Natürlich ist Bildung auch Selbstzweck.
Georg_Wacker: Durch die allgemeine Schulpflicht gibt es quasi das Grundrecht auf Bildung. Aufgabe des Bildungssystems ist es, den jungen Menschen auf die Erfordernisse des Lebens und gleichzeitig auf das Berufsleben vorzubereiten. Insofern spielen die Bedürfnisse der Wirtschaft eine Rolle. Natürlich ist Bildung auch Selbstzweck.
montezuma: Eine Frage von Eispickel, UNION: Was können Schüler tun, um ihren Protest bezüglich der falschen Bildungspolitik und dem daraus resultierenden niedrigen Bildungsniveau am effektivsten zum Ausdruck zu bringen ?
Georg_Wacker: Ich gehe davon aus, dass Du nicht in BaWü lebst. Engagiere Dich in der dortigen SMV, mach den dortigen Leheren etwas Dampf, vorausgesetzt, es gibt Schülermitbestimmung in Deinem Bundesland. Engagiere Dich in einer Jugendorganisation einer Partei, die Bildungspolitik als Schwerpunktthema sieht und melde Dich auf öffenltichen bildungspolitischen Veranstaltungen deutlich zu Wort und beklage die Mißstände Deines Bundeslandes.
montezuma: Und noch eine Fragen, von Eureka, UNION: Es war von PC-Nutzung die Rede. Doch wie fit sind eigentlich die Lehrer, lernen sie nicht eher von ihren Schülern ?
Georg_Wacker: Es ist leider so, dass viele Lehrer noch nicht das erforderliche Lehr-Niveau erreicht haben. Daher spielt die Fortbildung eine große Rolle. Fortbildungsangebote gibt es. Die betroffenen Lehrer müssen diese nur annehmen.
Moderator: Ist es in Deinen Augen noch sinnvoll, Lehrer zu verbeamten?
Georg_Wacker: Eine schwierige Frage zum Schluß. Das Unterrichten gehört meines Erachtens zu einer hoheitlichen Aufgabe. Die Verbeamtung ist daher unumgänglich. Es müssen allerdings verstärkt Leistungsanreize im Beamtensystem verankert werden. Der hochmotivierte Lehrer muss Belohnung erfahren, der weniger motivierte Lehrer muss diese zu spüren bekommen. Ansätze gibt es bereits. Leider kann ich nun nicht ausführlicher darauf eingehen. Stichwort: Leistungsprämie in Form von Zeitausgleich oder Geldprämie.
Georg_Wacker: Herzlichen Dank an alle Diskussionsteilnehmer. Es hat mir Spaß gemacht. Leider ist es schwierig gewesen, länderübergreifend über die unterschiedlichen bildungspolitischen Modelle zu diskutieren. Gerne hätte ich manches etwas ausführlicher erläutert. Ein Tip sei erlaubt: Unter http://www.kultusministerium.baden-wuerttemberg.de sind alle Infos über das baden-württembergische Bildungssystem einzuholen. Ich bedanke mich bei dem Moderator. Wie viele Teilnehmer waren denn insgesamt beteiligt?
Moderator: DAs kann ich nicht genau sagen, es sind aber weit über 200 Fragen angekommen. Leider konnte ich nicht alle durchlassen.
Moderator: Ich bedanke mich auf jeden Fall auch bei dir und bei allen, die Fragen gestellt haben.
Georg_Wacker: Auch von mir nocheinmal herzlichen Dank.
Moderator: Bis dann und auf wiedersehen.
montezuma: Danke an alle Teilnehmer.
montezuma: ciao
: Georg_Wacker hat den Raum verlassen
Moderator: Noch eine Anmerkung für newdawn: Es ist eure Aufgabe, Fragen zu stellen, nicht meine :)
Moderator: Tschüss :)
: Moderator hat den Raum verlassen
: montezuma hat den Raum verlassen